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Giovanni Giacomo Tencalla

Architekt

geb. ca. 1593



Bissone
(Vater: Pietro Antonio;
Mutter: Lucia Castelli aus Melide;
Bruder: Costante)
gest. 2.10.1653 Bissone

Giovanni Giacomo Tencalla war Architekt in Österreich und im heutigen Tschechien. Er brachte die frühbarocke Kirchenarchitektur von Italien nach Mitteleuropa und baute Kirchen im römischen Stil: die Dominikanerkirche in Wien, die Schlosskirche Mariä Himmelfahrt in Valtice (CZ) und die St. Anna Kirche in Mikulov (CZ). Daneben wurde er mit der barocken Modernisierung bestehender Schlösser beauftragt, insbesondere in Rabensburg, Bučovice, Valtice und Lednice.

Da von Giovanni Giacomo Tencalla kein Portrait überliefert ist, sehen Sie hier seinen wichtigsten Auftraggeber, den Fürsten Maximilian von Liechtenstein (1578-1645).

Maximilian Fürst von Liechtenstein (1578-1645), Stich von 1640

Maximilian Fürst von Liechtenstein
(1578-1645), Stich von 1640

Familie und Ausbildung

Giacomo Tencalla, wie wir ihn der Einfachheit halber von nun an nennen werden, stammte aus einer weit verzweigten und erfolgreichen Künstlerfamilie aus Bissone am Luganersee. Sein Vater Pietro, genannt Il Romagnolo war Architekt in Rom, sein Bruder Costante Tencalla königlicher Baumeister in Polen, sein Neffe Giovanni Pietro Tencalla Hofarchitekt des Kaisers Leopold I. in Wien (siehe seine Biografie auf dieser Webseite).

Über Giacomos Lehrjahre lassen sich bisher nur Vermutungen anstellen. Da sein Vater Pietro und sein Onkel Matteo Castelli Architekten in Rom waren und an den zahlreichen Bauprojekten von Carlo Maderno (siehe seine Biografie auf dieser Webseite) mitwirkten, und da Giacomos jüngerer Bruder Costante 1610-1619 als Schüler und Assistent Madernos dokumentiert ist, ist anzunehmen, dass auch Giacomo bei ihm gelernt hat. Es könnte gut sein, dass er dann zusammen mit seinem Bruder Costante ca. 1620 nach Warschau ging, wo der Onkel Matteo Castelli (ca.1560-1632) seit 1614 Hofarchitekt des polnischen Königs Sigismund III. war - auf Empfehlung von Papst Urban VIII. Dies würde auch erklären, warum es bis 1629, als Giacomo in Tschechien auftaucht, keine Informationen über sein Leben gibt. Im tschechischen Wikipedia wird erwähnt, er sei 1629 in Polen als Architekt dokumentiert und 1630 in den Dienst von Maximilian von Liechtenstein getreten.

Wer Giacomo nach Valtice vermittelte, an den Stammsitz der österreichischen Adelsfamilie Liechtenstein, muss vorerst offen bleiben. In Frage käme ein Verwandter der Familie Tencalla aus dem Nachbardorf Maroggia, der einflussreiche hohe Geistliche (Kanoniker) von Olmütz, Brno und Kroměříž, Giovanni Pietro Petrucci (1589-1659). Er war Beichtvater des Kaisers Ferdinand II. in Wien und Berater des Erzherzogs Leopold. Für familiäre Beziehungen zur Familie Petrucci gibt es zwei Beispiele: 1644 war eben dieser Kanoniker Taufpate für den künftigen Maler Giacomo Tencalla (1644-1692); und der oben erwähnte Wiener Hofarchitekt Giovanni Pietro Tencalla heiratete Anna Catarina Petrucci aus Maroggia.

Entwürfe für Kirchen

Schlosskirche in Valtice (CZ), 1629-1638
Der Feldherr Maximilian von Liechtenstein hatte zum Dank für seine Verdienste bei der Niederschlagung des Aufstands, der 1618 in Prag ausgebrochen war, und nach der Enteignung und Vertreibung der Protestanten aus Böhmen und Mähren, von Kaiser Ferdinand II. ausgedehnte Ländereien in Österreich und dem heutigen Tschechien erhalten. Nach dem Tod seines Bruders, des Fürsten Karl von Liechtenstein im Jahre 1627, wollte Maximilian den Stammsitz der Familie in Valtice (dt. Feldsberg), das bis 1919 zu Niederösterreich gehörte, repräsentativ ausbauen und daneben eine Kirche errichten. Er engagierte 1629 Giacomo Tencalla als seinen Hofarchitekten und bot ihm ein wahrhaft fürstliches Jahresgehalt an: 450 Gulden Bargeld (= ca. 20.000 Euro), 150 Gulden Kostgeld (= ca. 6.700 Euro), freie Unterkunft, 20 Eimer Wein (= ca. 1.100 l), 30 Eimer Bier (= ca. 1.700 l), 12 Klafter Holz (= ca. 36 Kubikmeter, drei Laib Brot pro Tag und Futter für zwei Pferde.

Schloss und Kirche Mariä Himmelfahrt in Valtice (CZ)

Schloss und Kirche Mariä Himmelfahrt in Valtice (CZ)

Wie aus der Abbildung ersichtlich, entstand eine Kirche von enormen Ausmaßen:
48 m Länge, 24 m Breite und 34 m Höhe. Die Türme sind 60 m hoch.

Valtice, Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt

Valtice, Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt, erbaut von Giovanni Giacomo Tencalla 1631-1638, Fertigstellung 1641-1671

Als Vorbild mag die Kirche Sant'Atanasio dei Greci in Rom gedient haben, die 1580-1583 von Giacomo della Porta aus Porlezza (I) am Luganersee erbaut wurde.

Giacomo della Porta, Kirche Sant'Atanasio dei Greci in Rom

Giacomo della Porta, Kirche Sant'Atanasio dei Greci in Rom, 1580-1583 Stich von G.B. Falda, 1667-1669

Geplant war auch eine sogenannte Tambour-Kuppel, also mit einer trommelförmigen Basis, wie auf dem Petersdom in Rom. Sie wäre die erste im heutigen Tschechien gewesen. Jedoch stürzte sie während den Arbeiten an der Innendekoration im Jahre 1638 plötzlich ein. Die Ursache ist bis heute unklar: schlechtes Baumaterial und ungeschulte Hilfskräfte, bedingt durch die widrigen Umstände während des noch andauernden 30-jährigen Krieges (1618-48), oder ein Planungsfehler? Denn angeblich hatte der junge "dilettierende Architekt" Karl Eusebius von Liechtenstein (1611-1684) andere Vorstellungen über die Konstruktion der Kirche als unser Giacomo.

Giovanni Giacomo Tencalla, Pfarrkirche in Valtice (CZ)

Giovanni Giacomo Tencalla,
Pfarrkirche in Valtice (CZ),
1630-1638. Flachkuppel
von Andrea Erna, 1641,
Stuck von Giovanni Tencalla
und Bernardo Bianchi

Jedenfalls wurde der Architekt für den Einsturz verantwortlich gemacht und aus dem Dienst der Fürsten von Liechtenstein entlassen. Seinem Nachfolger, dem aus Lanzo d'Intelvi (I) gebürtigen und in Brno tätigen Baumeister Andrea Erna, gelang es, die Mauern zu festigen und eine flache Kuppel einzufügen.

Die Stuckdekorationen schufen Giovanni Tencalla (ca.1610-ca.1676) aus einem anderen Familienzweig in Bissone (siehe obigen Stammbaum) und dessen Verwandter Bernardo Bianchi aus Campione. Das Bild am Hauptaltar, Die Himmelfahrt Mariens von Peter Paul Rubens, wurde 1756, kurz vor dem Einfall der preußischen Armee in Valtice, entfernt und durch eine Kopie ersetzt. Das 1635-37 gemalte Original ist heute im Rubens-Saal des Gartenpalais Liechtenstein in Wien zu bewundern.

Hauptaltar der Pfarrkirche in Valtice (CZ)

Hauptaltar der Pfarrkirche
in Valtice
mit Stuck von Giovanni Tencalla
und Bernardo Bianchi

Dominikanerkirche in Wien, 1631-1634

Fast gleichzeitig mit Valtice fertigte Giacomo Tencalla im Auftrag von Kaiser Ferdinand II. Pläne für eine Kirche des Dominikanerordens in Wien, die nach dem Stephansdom die zweitgrößte Kirche der Stadt werden sollte, wenn auch kleiner als die Schlosskirche in Valtice.

Und warum wurde mit dieser Aufgabe gerade der Liechtensteiner Hausarchitekt betraut? Dafür gab es wahrscheinlich mehrere Gründe:

Nach der Grundsteinlegung 1631 fand 1634 die Einweihung im Beisein von Kaiser Ferdinand II. in der noch nicht vollendeten Kirche statt. Fassade und Kuppel - allerdings eine Flachkuppel - wurden erst 1666-1674 fertiggestellt.

Dominikanerkirche in Wien

Dominikanerkirche in Wien,
erbaut nach Plänen
von Giovanni Giacomo Tencalla
1631-1674

Es ist die einzige Kirche Wiens im römischen Stil, die keine Fassadentürme hat. Inspirieren ließ sich Giacomo wahrscheinlich von seinem Lehrmeister Carlo Maderno und dessen Kirche Santa Susanna in Rom.

Kirche Santa Susanna in Rom

Carlo Maderno,
Kirche Santa Susanna
in Rom, 1593-1602

Als ausführende Baumeister wurden Cypriano Biasino, Antonio Canevale und Giacomo Spazzi, alle aus Lanzo d'Intelvi (I) unweit von Bissone, verpflichtet.

Dominikanerkirche in Wien,Innenansicht

Dominikanerkirche in Wien,
Innenansicht

Die Steinmetzarbeiten führten Hieronymus Bregno aus Lugano und Giacomo Petrucci aus Maroggia aus, die Fresken im Altarraum und in einigen Kapellen stammen von Carpoforo Tencalla (siehe seine Biografie auf dieser Webseite). Über den Schöpfer des überreichen Stuckdekors ist man sich nicht im Klaren. Eine Beteiligung Giovanni Tencallas in den Seitenkapellen ist nicht auszuschließen. Manche Experten schreiben die Stuckverzierungen Giovanni Battista Colomba aus Arogno und Giovanni Battista Barberini aus Laino im Val d'Intelvi zu.

Dass Tencallas Plan einer Tambour-Kuppel, wie sie auf der Gründungsmedaille von 1630 zu sehen ist, nicht ausgeführt wurde, hatte vermutlich mehrere Gründe.

Gründungsmedaille der Dominikanerkirche

Giovanni Pietro de Pomis,
Gründungsmedaille
der Dominikanerkirche, 1630,
Kunsthistorisches Museum Wien

Aus: Kurt Woisetschläger
(Hrsg.):
Der innerösterreichische
Hofkünstler Giovanni Pietro
de Pomis 1569-1633,

Verlag Styria 1974

Einerseits waren nach dem Tod Kaiser Ferdinands II. 1637 die nötigen Mittel zum Bau einer aufwendigen Kuppel versiegt. Andererseits benötigte der neue Kaiser große Summen für den Festungsbau gegen die Türken im gesamten Reich. Ein ähnliches Schicksal erlebte übrigens das Mausoleum in Graz, das Ferdinand II. bei seinem Hofarchitekten Giovanni Pietro de Pomis aus Brusino-Arsizio 1614 für sich in Auftrag gegeben hatte. Dieser Kuppelbau nach römischer Mode wurde zwar 1637 fertig, jedoch erst hundert Jahre später im Inneren vollendet. Da die Dominikanerkirche nicht plangemäß fertiggestellt wurde, mussten die Wiener also bis 1733 auf den Bau einer Kirche mit Tambour-Kuppel, nämlich die Peterskirche, warten.

Kirche St. Anna in Mikulov (CZ), ca. 1630-1656

Von Kardinal Fürst Franz von Dietrichstein, Statthalter des Kaisers in Mähren, dem östlichen Teil des heutigen Tschechien, erhielt Giacomo einen weiteren prestigeträchtigen Auftrag: er sollte in Mikulov (dt. Nikolsburg), heute unweit der österreichischen Grenze, eine Kirche über die nach 1625 geschaffene Casa Santa errichten und darin für die Familie Dietrichstein und einige mährische Adelsfamilien, die den Bau mitfinanzierten, Grab- bzw. Andachtskapellen integrieren.

Auf einem alten Stich sehen Sie das Innere der von Tencalla entworfenen Kirche St. Anna, mit der Casa Santa in der Mitte.

Kirche St. Anna in Mikulov (CZ), Stich von Melchior Küssel, 1763

Giovanni Giacomo Tencalla,
Kirche St. Anna in Mikulov (CZ),
ca. 1630-1656

Nach dem Sieg des kaiserlichen Heeres über die protestantischen Truppen am Weißen Berg bei Prag im Jahre 1620 boomte der Bau von sogenannten Loreto-Kirchen und Loreto-Kapellen mit einer Casa Santa - wie im italienischen Wallfahrtsort Loreto -, um der Muttergottes für den Sieg zu danken und sie um Schutz in den Wirren des Krieges zu bitten. Eine Legende besagt, dass das Heilige Haus in Nazareth, in dem Maria und Josef wohnten, von Engeln nach Loreto gebracht wurde.

Dank einer Abrechnung von Giacomo aus den Jahren 1630-1636 wissen wir, dass die Casa Santa noch nicht fertig war, als mit dem Bau der Kirche begonnen wurde. Giacomo verpflichtete die Steinmetze des Wiener Hofes Pietro Maino Maderno aus Bissone (siehe seine Biografie auf dieser Webseite) und Peter Concorz für die Ausschmückung der Casa Santa und der Grabkapelle des Grafen Náchod, der 1634 dort bestattet wurde. Die Stuckierung der Kirche und der Kapellen führte wieder Giovanni Tencalla aus.

Dietrichsteiner Grabkapelle

Giovanni Giacomo Tencalla, Kirche St. Anna in Mikulov (CZ), Náchod-Kapelle

Bemerkenswert ist die oktogonale Kapellen-Kuppel – die erste ihrer Art in Mähren. Sie ist vermutlich als Prototyp für Giacomos Tambour-Kuppeln seiner Kirchen in Valtice und Wien anzusehen.

Leider ist die von Tencalla errichtete Kirche nicht mehr in ihrer ursprünglichen Form erhalten. Sie wurde um 1700 nach Plänen des Wiener Barock-Architekten Johann Bernhard Fischer von Erlach umgebaut. Nach dem Brand von 1784, dem die Casa Santa zum Opfer fiel, war der Bau abrissgefährdet. Erhalten blieben nur die Außenmauern mit der spätbarocken Fassade, einige Seitenkapellen, darunter die Náchod-Kapelle, und das Presbyterium. Erst Mitte des 19. Jahrhunderts beschloss die Familie Dietrichstein, St. Anna teilweise wieder aufzubauen, wobei das eingestürzte Kirchenschiff einem Atrium Platz machte, und in ein Mausoleum umzugestalten. Das Presbyterium wurde zur Gruft-Kapelle, die ehemaligen Seitenkapellen wurden zu Gängen umgebaut, in denen die Sarkophage der verstorbenen Dietrichsteiner aufgestellt wurden. Giacomos ursprünglichen Entwurf kann man daher heute kaum erahnen.

Kirche St. Anna in Mikulov (CZ)

Kirche St. Anna
in Mikulov (CZ)
heute Gruftkirche
der Familie Dietrichstein
(tschechisch Dietrichsteinská hrobka)

Übrigens ging Giacomo während der Bauarbeiten 1636 ein großes Risiko ein: in Mikulov war die Pest ausgebrochen. Er gefährdete nicht nur seine Gesundheit, sondern musste sogar 20 Taler Strafgeld bei den Liechtensteinern hinterlegen, weil er sich heimlich an einen inficierten Ort begeben hatte!

Burgen und Schlösser

Schloss Rabensburg in Niederösterreich
Fürst Maximilian ließ ab 1630 Schloss Rabensburg von Giacomo Tencalla zu seiner Residenz ausbauen und modernisieren. Mächtige, sternförmige Befestigungen mit Kanonen auf den Bastionen umschlossen den neuen Wohntrakt mit vorgelagerten Wirtschafts- und Repräsentationsräumen. Leider ist die Burg heute in einem derart desolaten Zustand, dass wir uns mit einem historischen Stich begnügen müssen, um eine Ahnung vom Schloss zu Tencallas Zeiten zu erhalten.

Schloss Rabensburg

Schloss Rabensburg, Umbau durch Giovanni Giacomo Tencalla um 1630, Stich von Georg Matthias Vischer, 1672

Trotz seiner Befestigungen wurde das Schloss 1645 von schwedischen Truppen eingenommen. Fürst Maximilian hat dieses Unglück nicht mehr erlebt. Er starb kurz zuvor in der kaiserlichen Festung Raab (heute Györ in Ungarn), dessen Kommandant er war.

Schloß Rabensburg, Innenhof im April 2015

Schloß Rabensburg,
Innenhof im April 2015

Rabensburg wurde wieder aufgebaut und war mit Unterbrechungen bis 1991 im Besitz der Familie Liechtenstein. Heute ist das Schloss in privater Hand und steht unter Denkmalschutz.

Schloss Bučovice (dt. Butschowitz) in Tschechien
Giacomo Tencalla war ab 1633 im Auftrag Maximilians von Liechtenstein auch mit der Modernisierung des Schlosses und dem Bau einer neuen Pfarrkirche in Bučovice (1637-1641) beschäftigt. Das 1575-1585 errichtete Renaissance-Schloss hatte der italienische Architekt Jacopo Strada für den Schwiegervater Maximilians, Johann Schembera von Boskowicz, entworfen.

Schloss Bučovice (CZ) von der Gartenseite

Schloss Bučovice (CZ)
von der Gartenseite,
umgebaut von
Giovanni Giacomo Tencalla
ab 1633

Für den dreistöckigen Arkadenhof, der denjenigen von Schloss Rabensburg bei weitem übertrifft, entwarf Giacomo 1635 einen monumentalen Bacchus Brunnen. Der Bildhauer war Pietro Maino Maderno aus Bissone.

Schloss Bučovice (CZ), Bacchusbrunnen

Schloss Bučovice (CZ),
Bacchusbrunnen,
Entwurf von
Giovanni Giacomo Tencalla,
Bildhauer Pietro Maino Maderno,
1635

Auf der Spitze des Brunnens lässt Bacchus aus einem Trinkbeutel Wasser sprudeln. Die einheimische Bevölkerung machte sich darüber lustig und sah in ihm den reichen Schembera mit einem Sack voll Geld. Der Brunnen wurde 2002 restauriert und speit zur vollen Stunde Wasser.

In der Hauskapelle sind noch Stuckaturen von Bernardo Bianchi, dem Stuckateur Giacomos in Valtice, erhalten.

Schloss Valtice (dt. Feldsberg) in Tschechien

Schloss Valtice, Hauptfassade mit Ehrenhof und Herkules-Statuen

Schloss Valtice, Hauptfassade mit Ehrenhof und Herkules-Statuen

Während Fürst Maximilian in kaiserlichen Kriegsdiensten stand, beschäftigte sich sein Neffe Karl Eusebius mit dem Erhalt und der Verschönerung seiner Besitzungen. Nach seiner Maxime, die für jeden Liechtensteiner Prinzen galt, entsteht aus der guten Anordnung eines Gebäudes die Schönheit desselben, aus der Schönheit Bewunderung, aus der Bewunderung ewiger Ruhm.

Seit dem 14. Jahrhundert war Schloss Feldsberg Familiensitz der Liechtensteiner, und jeder Besitzer brachte seine gestalterischen Ideen ein. So übernahm Giacomo Tencalla Umbauarbeiten von Giovanni Battista Carloni d.Ä., und nach ihm folgten die Architekten Andrea Erna, Giovanni Pietro Tencalla, Anton Ospel, Antonio Peduzzi, Domenico Martinelli und andere. Eine genaue Zuschreibung der architektonischen Änderungen ist daher äußerst schwierig. Die prächtigen Stuckaturen von Giovanni Tencalla und die Fresken von Carpoforo Tencalla in den fürstlichen Räumlichkeiten sind leider verbrannt.

Schloss Lednice (dt. Eisgrub ) in Tschechien

Im benachbarten Liechtensteiner Lustschloss Lednice ist es noch schwieriger, Spuren von Giacomo Tencalla zu rekonstruieren, denn das Schloss wurde im 19. Jahrhundert im neugotischen Stil umgewandelt. Hier muss wieder eine Graphik helfen, uns ins 17. Jahrhundert zu versetzen.

Schloss Lednice, Stich von Johann Adam Delsenbach, 1720

Schloss Lednice, Stich von Johann Adam Delsenbach, 1720

1632 veranlasste Karl Eusebius einen Umbau des bestehenden väterlichen Schlosses in eine Sommerresidenz mit einem riesigen Lustgarten. Parkanlagen mit Brunnen, Grotten und Pavillons waren im Barock ein "Muss" für adelige Bauherren. Karl Eusebius ordnete den Bau einer Orangerie und diverser Pavillons an, engagierte für die Gartenanlagen Gärtner aus Italien und ließ Pflanzen vom Gardasee kommen. Giacomo zeichnete neben Entwürfen für Umbauten am Schloss auch Pläne für mehrere Springbrunnen. Als Stuckateure arbeiteten wieder Bernardo Bianchi und Giovanni Tencalla, die Brunnen schufen die Steinmetzmeister Peter Concorz sowie Pietro Maino Maderno und dessen Schwiegersohn Francesco Caratti aus Bissone, der später als Architekt des Palais Czernin in Prag berühmt wurde (siehe seine Biografie auf dieser Webseite).

Schlosspark Lednice, Venezianischer Brunnen

Schlosspark Lednice, Venezianischer Brunnen von Pietro Maino Maderno nach Entwurf von Giovanni Giacomo Tencalla, 1635

Die Schlossanlagen Valtice und Lednice sind seit 1945 im Staatsbesitz und seit 1996 UNESCO-Weltkulturerbe, wobei Lednice das meistbesuchte Baudenkmal Tschechiens ist.

Giacomo Tencalla starb am 2. Oktober 1653 in seinem Heimatdorf Bissone am Luganersee.

Todesurkunde von Giovanni Giacomo Tencalla

Todesurkunde
Giovanni Giacomo Tencalla

Anno Domini 1653 die 2 octobris Joannes Jacobus Tencalla annorum aetatis suae 60 vel circa in domo sua propria animam Deo reddidit mihi Presbitero Flaminio Comanedo huius Parochialis ecclesiae S.ti Carpofori Loci Bissoni confessus et sacrosancto viatico refectus, et sacri olei unctione roboratus cuius corpus sepultum fuit die sequenti in supradicta ecclesia S.ti Carpofori.

Im Jahr des Herrn 1653, am 2. Oktober, gab Johannes Jakobus Tencalla im Alter von ca. 60 Jahren im eigenen Haus seine Seele Gott zurück, nachdem er mir, dem Presbyter Flaminius Comanedus der hiesigen Pfarrkirche San Carpoforo in Bissone gebeichtet und die Kommunion und die letzte Ölung erhalten hatte. Er wurde am folgenden Tag in der Kirche San Carpoforo beigesetzt.

Literatur

Besonderer Dank gilt Prof. Petr Fidler für die Benutzung seines Manuskripts Maria Himmelfahrtskirche in Feldsberg und Frau Mag. Dobromila Brichtová für ihre wertvollen Informationen.

Links


© E. Mitterhuber 2015

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