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Luca Antonio Colomba

Luca Antonio Colomba
Maler

geb. 19. 11. 1674





Arogno (Vater: Giovanni Battista;
Mutter: Francesca Caterina Maggi;
Bruder: Angelo Domenico)
1697 °° I. Marta Tosetti
1712 °° II. Anna Maria Carloni,
Schwester des Malers Carlo Innocenzo Carloni
gest. 22. 12. 1737 Arogno

Portrait: Luca Antonio Colomba, Stich von Johann Rudolph Schellenberg (1740-1806)
Aus: Johann Kaspar Füssli, Geschichte der besten Künstler in der Schweiz. Band 4, Orell, Zürich 1774

Luca Antonio Colomba war ein viel beschäftigter Maler, der jeweils 1-2 Jahre an einem Ort blieb und dann zum nächsten Auftraggeber weiterzog, zuerst in Österreich-Ungarn und dann in Hessen und Württemberg. Bekannt und geschätzt war er vor allem für seine farbenfrohen Wand- und Deckengemälde, die Paläste und Kirchen schmückten. 1715 wurde er zum Hofmaler des Herzogs Eberhard Ludwig von Württemberg ernannt und erhielt zahlreiche Aufträge auch außerhalb dessen Residenz, Schloss Ludwigsburg.

Ausbildung und Debüt in Österreich und Ungarn
Den Beruf erlernte Luca zuerst bei seinem Vater, Giovanni Battista Colomba, der als Maler und Stuckateur in Österreich arbeitete. Danach bei Carlo Antonio Bussi aus Bissone, der ebenfalls in Österreich wirkte und seinerseits mit der Tochter des Malers Carpoforo Tencalla aus Bissone verheiratet war. In den Wintermonaten, wenn die Arbeiten ruhten, kam Luca dort sicher auch mit Pietro Bianchi, genannt il Bustino, in Kontakt, der über 50 Kirchen im Tessin und in der Lombardei mit Wandgemälden schmückte.

Erstmals namentlich erwähnt wird Luca Colomba in Vöcklabruck, Oberösterreich, wo er zusammen mit seinem Vater und Carlo Antonio Bussi die Ägidiuskirche dekorierte. Sie war 1688–1691 von Carlo Antonio Carloni aus dem Val dʻIntelvi erbaut und von dessen Bruder Giovanni Battista Carloni mit Stuck verziert worden. Luca Colomba heiratete 1712 in zweiter Ehe die Tochter des letzteren.

Arbeitsorte Colombas in Oesterreich

Arbeitsorte in Österreich, Ungarn und der Slowakei

Dann aber machte er sich selbständig. Mit 23 Jahren malte er 1697 im Schloss des Grafen Istvan Felsöbüki Nagy in Bük, heute Westungarn nahe der österreichischen Grenze, mythologische Szenen.

Schloss Buek, Westungarn

Schloss Bük, Westungarn

Fresco von Colombo im Schloss Buek

Schloss Bük, Westungarn,
Fresko von Luca Antonio Colomba, 1697

Um 1700 ist er in Eisenstadt, im 1663 erbauten Schloss des Fürsten Paul I. Esterhazy. Seine dortigen Wandgemälde sind jedoch nicht erhalten. Architekt des Schlosses war - wen wundertʻs - Carlo Martino Carloni.

Anschließend, um 1701-02, finden wir ihn in der Basilika von Frauenkirchen, Burgenland, die der Luganer Architekt Francesco Martinelli ab 1695 im Auftrag des Fürsten Paul I. Esterhazy erbaut hatte. Sie gilt wegen der Harmonie von Architektur, Malerei, Stuck und Ausstattung als schönster barocker Kirchenraum und bedeutendste Wallfahrtskirche des Burgenlandes.

Fresco von Colombo im Schloss Buek

Frauenkirchen im Burgenland, Basilika,
erbaut 1695 von Francesco Martinelli,
mit Fresken von Luca Antonio Colomba und
Stuckaturen von Pietro Antonio Conti

Luca Colomba malte im Gewölbe, im Chor, am Hauptaltar und in den acht Seitenkapellen 65 Felder aus. Sie stellen die Rosenkranzgeheimnisse und Heilige des Franziskanerordens dar. Die Stuckaturen stammen, wie auch in Bük, von Pietro Antonio Conti aus Lugano.

Fresco von Colombo in Frauenkirchen im Burgenland

Luca Antonio Colomba,
Fresken in der Basilika Frauenkirchen (A),
1701-1702, mit Stuckaturen von Pietro Antonio Conti

1702-1704 arbeitete Luca Colomba im Auftrag des Fürsten Eugen von Savoyen im Schloss Ráckeve, 45 km südlich von Budapest. Leider sind seine Dekorationen in dem 1982 restaurierten Gebäude, das heute als Hotel dient, nicht erhalten.

1704-1705 war er in der Karmeliterkirche zur Hl. Dreifaltigkeit der Stadt Skalica / ung. Szakolca / dt. Skalitz im Westen der heutigen Slowakei beschäftigt. Er malte dort Freskenzyklen mit Geschichten aus dem Leben des Propheten Elias sowie der Barmherzigen Brüder und Heiligen des Karmeliterordens.

Karemliterkirche in Skalica

Karmeliterkirche in Skalica, Slowakei, mit Fresken und Ölgemälden von Luca Antonio Colomba, 1704-1705

Erstmals wird er auch als Autor von Ölgemälden genannt: Die Hl. Dreifaltigkeit, die Hl.Teresa von Avila und ein Porträt des Erzbischofs von Esztergom, Leopold Kollonics. Sie gelten als seine besten Arbeiten im damaligen Ungarn.

1707 schuf er Fresken in der Pfarrkirche St. Veit in Krems, die jedoch nicht erhalten sind.

Hofmaler in Württemberg und Hessen
1710 berief ihn Herzog Eberhard Ludwig von Württemberg (reg. 1693-1733) an seinen Hof und betraute ihn mit Arbeiten im Schloss Ludwigsburg, dessen Bau er 1704 in Auftrag gegeben hatte. Ab 1711 wohnte der Herzog nun dort mit seiner einflussreichen langjährigen Mätresse Wilhelmine von Grävenitz, während die Ehefrau in Stuttgart blieb. 1718 verlegte er sogar die Hauptstadt nach Ludwigsburg - damals spöttisch Lumpenburg genannt. Die am Bau beschäftigten Arbeiter und Künstler durften sich rund um das Schloss ansiedeln und mussten keine Steuern bezahlen. Ihre Häuser bildeten den Kern der heutigen Stadt Ludwigsburg.

Hier ist ein Porträt des Auftraggebers:

Herzog Eberhard Ludwig

Herzog Eberhard Ludwig,
Wandgemälde von
Luca Antonio Colomba, 1711,
Schloss Ludwigsburg (D)

Schloss Ludwigsburg
Der Bau hatte 1704 begonnen und wurde ab 1715, unter dem Hofbaumeister Donato Giuseppe Frisoni aus dem Val d'Intelvi, laufend erweitert. Heute ist es mit 18 Gebäuden, 452 Räumen, einem Ehrenhof und einem Theater das größte erhaltene Barockschloss Deutschlands. Das "Schwäbische Versailles" galt als einer der prächtigsten europäischen Höfe. In den kostbar ausgestatteten Räumlichkeiten finden häufig Staatsempfänge und kulturelle Veranstaltungen statt.

Schloss Ludwigsburg

Schloss Ludwigsburg:
Nordgarten
mit altem Corps de Logis,
kolorierter Kupferstich,
um 1810

Ludwigsburg,
Städtisches Museum

An Arbeit mangelte es Luca Colomba also nicht: So nahm allein die Ausschmückung der Schlosskapelle und des Spielpavillons fünf Jahre in Anspruch, wofür er einen relativ hohen Lohn, nämlich 6500 Gulden, erhielt.

Deckengemälde Schlosskirche Ludwigsburg

Luca Colomba,
Deckengemälde in der Schlosskirche Ludwigsburg,
um 1715

Daneben schuf er Ölgemälde und entwarf Bühnendekorationen für das Hoftheater. Seine Arbeiten im nahegelegenen Jagdschlösschen Favorite, das 1717-1723 von Donato Giuseppe Frisoni aus dem Val dʻIntelvi erbaut worden war, gingen in den Wirren der französischen Revolution verloren.

Schloss Favorite Ludwigsburg

Schloss Favorite, Ludwigsburg (D),
erbaut 1717-1723
von Donato Giuseppe Frisoni

Das Schlösschen wurde übrigens ab 1983 restauriert und ist jetzt mit seinem schönen Park wieder öffentlich zugänglich.

1715 war Luca Colomba zum Hofmaler ernannt worden. Sein Ruhm sprach sich inzwischen bei anderen Adeligen und Bischöfen herum, so dass er zahlreiche Aufträge auch außerhalb dieser beiden Residenzen des Herzogs Eberhard Ludwig erhielt.

Arbeitsorte colombas in deutschland

Arbeitsorte Colombas in Deutschland

Dom zu Fulda
Im gleichen Jahr wie Ludwigsburg wurde auch der Grundstein zum Dom von Fulda gelegt. Wahrscheinlich war es der Architekt, Johann Dientzenhofer, der Luca Colomba dorthin verpflichtete. Denn die fünf Architekten aus der Dientzenhofer-Familie waren eng mit Künstlern aus dem Tessin und dem Val dʻIntelvi befreundet. 1714 heiratete sogar einer von ihnen, Domenico Catenazzi aus Mendrisio, Dorothea Dientzenhofer.

Luca malte 1711 die vier Evangelisten in den Kuppelzwickeln und sechs Medaillons mit Heiligenfiguren im Chor. Die Umrahmungen in Stuck und die großen Figuren in der Kuppel schuf Giovanni Battista Artari, ebenfalls aus Arogno, der sich später in England einen Namen machte.

Fulda Domkapelle

Fulda, Domkuppel mit den vier Evangelisten
von Luca Antonio Colomba und Statuen von
Giovanni Battista Artari, 1711

Schloss Biebrich, Wiesbaden
Für den Fürsten Georg August von Nassau-Idstein malte er in dessen Schloss Biebrich 1719-21 die Decke des Festsaals in der sogenannten Rotunde aus.

Schloss Biebrich in Wiesbaden

Schloss Biebrich, Wiesbaden (D),
von der Rheinseite aus gesehen.
In der Mitte die Rotunde mit dem
Kuppelfresko von Luca Antonio Colomba

Thema des Deckengemäldes in der kreisrunden Kuppel mit Oberlicht - wie im Pantheon in Rom - ist das Konzil der Götter und die Aufnahme des Äneas in den Olymp. Die Szene soll die Besucher daran erinnern, dass der Auftraggeber 1688 in den Fürstenstand erhoben wurde.

Deckengemaelde SChloss Biebrich

Schloss Biebrich, Wiesbaden,
Kuppelfresko von
Luca Antonio Colomba,
1719-1721

Zum Glück wurde das Gemälde 1980 wieder freigelegt, denn eine frühere Besitzerin des Schlosses hatte es übertünchen lassen!

Schloss Idstein, Wiesbaden
Fürst Georg August ließ ab 1714 eine neue Residenz in Idstein, nördlich von Wiesbaden, errichten und im Barockstil ausstatten.

Scloss Idstein bei Wiesbadeb

Schloss Idstein bei Wiesbaden,
erbaut ab 1714

Luca malte die Deckenfresken für das Vorzimmer und verzierte 1719 das Deckengewölbe der Kapelle. Die nur noch teilweise erhaltenen Stuckaturen stammen von Carlo Maria Pozzi aus Lugano. Heute ist im Schloss die Pestalozzischule untergebracht.

Deutschordenskirche, Heilbronn
1720 beschloss der Deutsche Orden den Bau einer neuen, barocken Kirche.

Deutschordenskirche in Heilbronn

Ansicht der Deutschordenskirche
in Heilbronn um 1835

Mit der Ausmalung betraute man 1722 Luca Colomba, der für die fresco malerei in der Kirche am Chor, Langhaus und Kapelle oben am Gewölb 1200 Gulden erhielt. Leider wurde die Kirche bei einem Bombenangriff 1944 zerstört. Der Stadtpfarrer berichtete: Als ich als letzter Augenzeuge in der brennenden Kirche stand, da sah ich nur, wie das von Phosphorbomben entfachte und genährte Feuer den Altar und die Orgel zuerst erfaßt hatte, wie dann die Bänke und die Tore mitbrannten. Der Sturm hatte mit rasender Eile fasst alle brennbaren Teile der Kirche erfaßt. Zuerst war die Decke über der Orgel eingebrochen.

Kloster Schöntal
In den Gebäuden der Zisterzienserabtei und in der wunderschönen, von Leonhard Dientzenhofer erbauten Barockkirche malte Luca 1724-1727 die Fresken.

Deutschordenskirche in Heilbronn

Luca Antonio Colomba, Deckengemälde in der Klosterkirche Schöntal (D), um 1725

Die Malereien an den Kuppeln der Kirche wurden gemalt von dem Italiener Luca Antonio Columba und bilden vier zusammenhängende große Festkreise heiliger Geschichten, aus dem Alten und aus dem Neuen Testament, aus dem Leben und Wirken des heil. Benedikt, des heil. Bernhard und anderer Heiligen der Cisterzienser; der vierte und letzte Festkreis ist der Ehre Marias und vieler Heiligen gewidmet. Auch die Decke der Sakristei ist mit Gemälden bedeckt. Außerdem zieren noch zahlreiche Ölgemälde heiligen Inhalts, sowie viele Bildnisse der Äbte die Kirche und ihre Kapellen.
(zit. aus: http://de.wikisource.org/wiki/Beschreibung_des_Oberamts_Künzelsau/Kapitel_B_40)

Im Kreuzgang des Klosters wurde übrigens 1562 Götz von Berlichingen beigesetzt.

Kloster Frauenalb
In der Kirche des Adeligen-Stifts Frauenalb schuf Luca Colomba die Wand- und Deckengemälde, während Donato Riccardo Retti aus dem Val dʻIntelvi die Stuckdekorationen anfertigte. Kloster und Kirche sind nur noch als Ruine erhalten.

Schloss Ettlingen
Die Witwe des Markgrafen von Baden, Sibylla Augusta, ließ 1727 Schloss Ettlingen in ein elegantes barockes Palais verwandeln, um es als Alterssitz zu nutzen.

Schloss Ettlingen

Schoss Ettlingen (D),
Fassade zum Innenhof,
aufgemalte Verzierungen
von Luca Antonio Colomba,
1730-1731

Luca Colomba malte 1730-1731 einen großen Freskenzyklus mit allegorischen Szenen der Entstehung der Welt. Sie sind noch im Blauen und im Roten Saal und an den Fassaden im Innenhof zu sehen. Die Stuckaturen stammen, wie im Kloster Frauenalb, von Donato Riccardo Retti. Heute dient das Schloss als Kulturzentrum der Stadt, und in den Prunkräumen finden Feste und Konzerte statt.

Palais Thurn und Taxis, Frankfurt am Main
Als letzte Arbeit in Deutschland schuf Luca Colomba 1734-1735 im Palast des Fürsten Anselm Franz von Thurn und Taxis, der damals Leiter der Kaiserlichen Reichspost war, das Deckengemälde Der Olymp. Es wurde 1944 bei einem Bombenangriff zerstört. Zum Glück blieben jedoch rund 60 Fotos erhalten, die im Jahr zuvor entstanden waren und uns einen Eindruck von seinen phantasievollen Kompositionen geben.

Deckengemaelde der Olymp

Luca Antonio Colomba, Deckengemälde Der Olymp im Palais Thurn und Taxis in Frankfurt a.M., 1734-1735

Portraetmedaillon Fuerst Anselm Franz

Luca Antonio Colomba,
Porträtmedaillon
des Fürsten Anselm Franz,
Detail aus dem Deckengemälde
Der Olymp
im Palais Thurn und Taxis,
Frankfurt a.M., 1734-1735

Familie

Luca Antonio Colomba wurde 1674 in Arogno geboren, einem kleinen Dorf oberhalb des Luganersees, das mehrere bedeutende Künstlerfamilien hervorbrachte, die hauptsächlich im heutigen Tschechien arbeiteten. Zum Beispiel Baldassare Maggi, dessen Biographie Sie auf dieser Webseite finden. Lucas Mutter war eine geborene Maggi.

Mit 23 Jahren heiratete er Marta Tosetti aus Lugano-Castagnola, die ihm 1698 den Sohn Giovanni Battista und 1701 die Tochter Francesca gebar. Nach dem Tod seiner Frau heiratete er 1712 Anna Maria Carloni, die Schwester des Malers Carlo Innocenzo Carloni aus dem nahegelegenen Val d'Intelvi (I), der zu jener Zeit in Passau arbeitete. Um die familiären Bande noch weiter zu stärken, heiratete Lucas Bruder, der Stuckateur Angelo Domenico Colomba, die Schwester von Anna Maria Carloni.

Danach zog Luca mit seiner Familie nach Deutschland. Sie lebten sich gut ein und waren 1721 in Mainz Taufpaten für die Kinder von zwei deutschen Malern, Hans Späth und Emanuel Wohlhaupter. Aber sie verkehrten natürlich auch im Kreis ihrer Landsleute wie z.B. Donato Giuseppe Frisoni aus Laino (I), dem Hofbaumeister für das Herzogtum Württemberg.

1726 ernannte er seinen Bruder Angelo Domenico zum Universalerben, wobei jedoch seine Frau ein Nutzungsrecht auf allen Besitz erhielt. Sein Sohn war offenbar gestorben, die Tochter Francesca hatte den in England tätigen Stuckateur Alberto Artari - Sohn des unter Fulda erwähnten Giovanni Battista - geheiratet. Gemäß Johann Kaspar Füssli kehrte Luca, der an Gicht litt, 1735 in sein Heimatdorf zurück, mit einem Capital von 250.000 Gulden, das er sich durch seinen Fleiß und ausnehmende Geschicklichkeit erworben hatte ... Daneben war er ein liebreicher Freund, ein Feind alles Stolzes, ein Philosoph in seinem Tod, so wie in seinem Leben. (zit. aus: Johann Kaspar Füssli, Geschichte der besten Künstler in der Schweiz. Band 4, Orell, Zürich 1774)

Literatur

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