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Böhmen und Mähren

Böhmen ist der westliche Teil des heutigen Tschechien, während Mähren das östliche Drittel bildet.

Moravia mappa

grün: Böhmen / blau: Mähren

1230 wurde Prag zur Residenzstadt des Königreichs Böhmen. Der eigentliche Aufschwung begann mit der Wahl des böhmischen Königs Karls IV. zum Kaiser des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation im Jahre 1355. Er machte Prag zu dessen Hauptstadt und damit zu einem politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Zentrum. Die 1348 gegründete Karls-Universität war die erste deutschsprachige Universität in Mitteleuropa. Rasch wuchs die Stadt durch den Bau der Prager Neustadt und war bald mit über 40.000 Einwohnern die viertgrößte Stadt nördlich der Alpen. Kaufleute und Adelige siedelten sich an, standesgemäße Häuser wurden in Auftrag gegeben, die Burg ausgebaut.

Hradschin Prager Burg

Blick auf den Hradschin, die Prager Burg

Kein Wunder also, dass die Nachfrage nach fähigen Architekten und Künstlern gross war. Rückschläge blieben aber nicht aus, 1400 wurde der Sohn Karls IV., Wenzel IV. als Kaiser abgesetzt und danach machte erst 1583 Kaiser Rudolf II. Prag wieder zur Residenzstadt. In dieser Zeit setzt die erste große Welle der Einwanderung von Tessiner Architekten ein, denn sie beherrschten den nunmehr modischen Stil der italienischen Renaissance. In der Biographie von Baldassare Maggi aus Arogno sehen Sie einige Beispiele seiner repräsentativen Paläste für böhmische Adelige.

Ein weiterer Rückschlag war der Dreissigjährige Krieg von 1618-1648. Nach dem Prager Fenstersturz von 1618, bei dem zwei kaiserliche Statthalter aus einem Fenster der Burg geworfen wurden, entbrannte ein wütender Kampf zwischen Katholiken und Reformierten, die schließlich unterlagen. Sie wurden größtenteils vertrieben, und an ihrer Stelle kamen Siedler aus den deutschsprachigen Teilen des Habsburger Reiches sowie zahlreiche katholische Ordensleute, die überall im Land Klöster gründeten.

Nach Kriegende 1648 setzte ein neuer Bauboom ein: Kirchen, Klöster, Bürger- und Adelshäuser, nunmehr im Stil des Barock und und des von Versailles ausgehenden Rokoko. Auch hier waren wieder in Italien ausgebildete Künstler gefragt, die sich den Wünschen der Auftraggeber anzupassen wussten. Die Zahl der in Böhmen und Mähren tätigen Bauleute aus dem Tessin und Umgebung stieg sprunghaft an. Oft kamen sie zusammen mit anderen Familienangehörigen oder mit Kollegen aus dem gleichen Dorf, sodass sie sich in der Fremde gegenseitig unterstützen konnten.

Mitglieder folgender Familien waren in Böhmen und Mähren tätig:


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