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Carpoforo Tencalla
Maler |
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geb. 10.09.1623 |
Bissone (Vater: Giovan Giacomo; Mutter: Giulia Bianchi) °°1660 Prassede Lezzeni aus San Mamete, Valsolda |
gest. 9.03.1685 | Bissone |
Portrait: Carpoforo Tencalla
Aus: J.C. Füsslin,
Geschichte der besten Künstler
in der Schweiz,
Band IV, Zürich 1774
Carpoforo Tencalla war ein viel beschäftigter Maler in Österreich, Tschechien und Deutschland. Er spezialisierte sich auf Decken- und Wandgemälde in Schlössern und Kirchen. Leider sind zahlreiche seiner Fresken, insbesondere im heutigen Tschechien, durch Brände verloren gegangen, aber die noch vorhandenen geben eine gute Vorstellung von seinem Können. Zu den bekanntesten und noch heute bewunderten Werken gehören der Haydn-Saal im Schloss Esterházy in Eisenstadt (A) und die Deckengemälde im Dom von Passau (D).
Ausbildung und erste Aufträge
Als möglicher Lehrer Carpoforos kommt sein Großvater, der Maler Isidoro Bianchi (1581-1662) aus dem Nachbardorf Campione in Betracht. Dieser war nach einer erfolgreichen Karriere als Hofmaler in Turin ab 1639 in Campione ansässig, zu einer Zeit, als Carpoforo 16 Jahre alt war. Es kann also gut sein, dass Carpoforo an den zahlreichen Aufträgen mitwirkte, die Isidoro und seine Werkstatt ab 1640 im Tessin und in der Lombardei ausführten. Zum Beispiel in der Kirche seines Heimatdorfes Campione:
Isidoro Bianchi,
Engel an der Orgel,
Detail aus einem Deckenfresko
in der Kirche
Santa Maria dei Ghirli
in Campione (I),
um 1645
Oder in der Wallfahrtskirche Nostra Signora della Caravina in Valsolda (I) am Luganersee in den Jahren 1648-1657. Die Tatsache, dass Carpoforo und zwei seiner Schwestern in die Künstlerfamilie Lezzeni aus Valsolda einheirateten, bestätigt diese Vermutung.
Als selbständiger Maler wird Carpoforo erstmals in Bergamo (I) erwähnt, wo er zwischen 1662 und 1665 Fresken im Palazzo Terzi (Decke im Ehrensaal), im Palazzo Solza sowie in der Kirche San Giacomo schuf.
Offenbar versuchte er sich damals auch in der Ölmalerei, denn in der Kirche S. Michele Arcangelo in Lucignano nahe Arezzo in der Toscana wurde zufällig ein großes Altarbild mit seiner Signatur, aber ohne Datum gefunden: Das Martyrium des Hl. Laurentius. Das Gemälde ist im Ausstellungskatalog von 2005 beschrieben.
Werke in Österreich
Doch schon vorher, 1659, taucht Carpoforo im Kloster Lambach bei Linz auf, wo er Wandfresken im Altarraum der Kirche malen sollte. Wie gelangte er dorthin? Die Kirche war 1652-1656 nach einem Entwurf von Filiberto Lucchese aus Melide gebaut worden! Und dessen engster Mitarbeiter und Nachfolger war ein Verwandter Carpoforos, Giovanni Pietro Tencalla aus Bissone (siehe Biografien der beiden Architekten auf dieser Webseite).
Stift Lambach bei Linz (A),
erbaut 1652-1656
von Filiberto Lucchese
Aquarell von Jakob Alt,
1838, Albertina, Wien
Nach dem 30-jährigen Krieg (1618-1648) begann eine lange Phase des Wiederaufbaus, insbesondere in Österreich, im heutigen Tschechien und in Deutschland. Gefragt waren Architekten, Bildhauer und Maler, die in Italien geschult waren, den nunmehr modernen
Barockstil beherrschten und sich in der Darstellung religiöser und mythologischer Szenen auskannten. So ist es kein Wunder, dass ab ca. 1650 zahlreiche Bauleute und Künstler aus dem Tessin und den umliegenden Dörfern in der Lombardei praktisch von einer Baustelle zur anderen wanderten und unter den meist adeligen oder kirchlichen Arbeitgebern herumgereicht
wurden. Ihrerseits empfahlen sie andere Familienmitglieder oder Freunde weiter, sodass es ihnen während der Friedenszeit bis ca. 1780 nicht an Aufträgen mangelte. Die Karriere Carpoforo Tencallas ist dafür ein gutes Beispiel.
Carpoforo Tencalla, Anbetung der Hirten, Betchor im Kloster Lambach (A), 1659
Auch der nächste Auftrag geht auf Lucchese zurück, nämlich 1660-1661 die Ausschmückung des Festsaals im Palais der Grafen von Abensperg und Traun in der Herrengasse in Wien. Leider wurde das von Filiberto Lucchese erbaute Gebäude 1855 abgebrochen.
Für ein Mitglied der gleichen Familie, nämlich den Grafen Ernst III. von Abensperg-Traun, malte Carpoforo nach der Rückkehr aus Italien 1666-1667 die Fresken im Schloss Petronell in Niederösterreich. Sie gingen während der Türkenbelagerung 1683 durch einen Brand verloren.
Schloss Trautenfels, Steiermark
Gut erhalten sind hingegen seine Fresken im Festsaal von Schloss Trautenfels in der Steiermark.
Schloss Trautenfels, Steiermark (A), mit Fresken von Carpoforo Tencalla, 1670-1673
In den Jahren 1670-1673 schmückte Carpoforo den Festsaal mit Decken- und Wandgemälden aus. Das Bildprogramm wurde vom neuen Schlossbesitzer Graf Siegmund Friedrich von Trauttmannsdorff vorgegeben, einem erfolgreichen und gebildeten Politiker. Dem Hauptthema, dem Mythos von den goldenen Äpfeln der Hesperiden, sind sieben Felder an der Decke gewidmet.
Carpoforo Tencalla,
Deckenfresken im Marmorsaal
von Schloss Trautenfels,
Steiermark (A), 1670-1673
Ausgangspunkt der Erzählung ist die Szene rechts, in der die Erdgöttin Gaia ein Hochzeitsgeschenk an Jupiter und Hera überreicht: einen Baum mit goldenen Äpfeln, die den Göttern ewige Jugend verleihen würden. Darum angeordnet sind Darstellungen der Jahreszeiten, der Tierkreise, der Tugenden sowie Szenen zum Thema Liebe - Ehe - Treue - Fruchtbarkeit - Unsterblichkeit.
Carpoforo Tencalla, Allegorie des Winters, Fresko im Marmorsaal von Schloss Trautenfels (A), 1670-1673
Die Stuckaturen schuf Alessandro Serena (ca. 1620-1688) aus Arogno, einem Nachbardorf von Bissone.
Carpoforo Tencalla, Perseus und Andromeda, Wandgemälde im Marmorsaal von Schloss Trautenfels, Steiermark (A), 1670-1673
Mit viel Phantasie illustrierte Carpoforo die griechische Sage von der Königstochter Andromeda, die an einen Felsen gekettet einem Seeungeheuer geopfert werden soll. Perseus, Sohn des Zeus und der Danae, besiegt das Ungeheuer und darf Andromeda zur Frau nehmen.
Schloss Esterházy in Eisenstadt, Burgenland
Paul I. von Esterházy liess die alte gotische Wasserburg ab ca. 1660 zu einem Barockschloss umbauen, das 300 Jahre lang die Hauptresidenz dieser einflussreichen ungarischen Familie blieb. Die Bauleitung hatte Carlo Martino Carloni aus Scaria im Val d'Intelvi, die Entwürfe stammen wahrscheinlich von Filiberto Lucchese.
Schloss Esterházy in Eisenstadt, Burgenland (A), erbaut um 1660 von Carlo Martino Carloni nach einem Entwurf von Filiberto Lucchese
Carpoforo wurde mit der Dekoration des Festsaals beauftragt, der heute Haydnsaal genannt wird. Denn Joseph Haydn stand von 1766 bis 1790 als Komponist und Kapellmeister im Dienst der Fürsten Esterházy.
Joseph Haydn (1732 - 1809),
Ölgemälde von Thomas Hardy 1791
Royal College of Music,
Museum of Instruments, London
Viele Werke Haydns wurden in diesem Saal uraufgeführt.
Carpoforo Tencalla,
Deckenfresken im Haydnsaal
von Schloss Esterházy
in Eisenstadt (A),
1665-1671
Auch hier geht es, ähnlich wie im Schoss Trautenfels, um Szenen aus der griechischen Mythologie rund um das Thema Liebe, Heirat, Jugend und Alter, Tag und Nacht, Tugend und Heldentaten, immer aus dem Blickwinkel der Verherrlichung der Familie Esterházy.
Carpoforo Tencalla,
Deckenfresko im Haydnsaal
von Schloss Esterházy
in Eisenstadt (A),
1665-1671
Das Bild in der Mitte des Raumes zeigt die Hochzeit von Amor und Psyche aus den Metamorphosen des Dichters Apuleios (2. Jh. n. Chr.).
Die 16 ovalen Felder repräsentieren die Provinzen Ungarns (Moldau, Siebenbürgen usw.) vor dem Türkenkrieg 1683.
Damals war Schloss Esterházy das größte Barockschloss in Ungarn und ist bis heute Mittelpunkt zahlreicher Konzerte und Ausstellungen, zum Beispiel
im Jahre 2013 zum 300. Todestag des Erbauers, Fürst Paul I.
Kirchen in Wien
Im Auftrag des Kaiserhofes schmückte Carpoforo 1667 einige Zimmer im Leopoldinischen Trakt der Hofburg aus, die jedoch einem Brand zum Opfer fielen. In den folgenden Jahren erhielt er Aufträge für Fresken in mehreren Kirchen in Wien. Vermittelt wurden sie wahrscheinlich durch seinen Verwandten, Giovanni Pietro Tencalla, der nach Luccheses Tod 1666 dessen Nachfolger als Hofarchitekt wurde.
Kirche am Hof
Zum Andenken an seine 1655 verstorbene Mutter, Eleonora Gonzaga aus Mantua, beauftragte Kaiser Leopold I. (reg. 1658-1705) Carpoforo mit der Ausmalung einer Seitenkapelle.
Dargestellt sind Szenen aus dem Leben der Heiligen Helena (ca. 250-330), der Mutter Konstantins des Großen.
Carpoforo Tencalla, Fresken in der Helenakapelle, Kirche am Hof in Wien, um 1668
Helena war berühmt für ihre Wohltätigkeit. Sie lud die Armen an ihren Tisch und reichte ihnen persönlich das Essen.
Carpoforo Tencalla, Fresko in der Helenakapelle, Kirche am Hof in Wien, um 1668
Die Legende berichtet, dass sie im Heiligen Land das Kreuz von Golgatha gefunden habe.
Carpoforo Tencalla, Fresko in der Helenakapelle, Kirche am Hof in Wien, um 1668
Dominikanerkirche
Hier sehen Sie die früheste Barockkirche Wiens auf einem Gemälde von Canaletto. Sie wurde von Giovanni Giacomo Tencalla entworfen, einem
entfernten Verwandten Carpoforos, und 1631-1634 von drei Baumeistern aus Lanzo im Val d'Intelvi erbaut: Giacomo Spazzi, Cipriano Biasino und Antonio
Canevale.
Aber erst 1676 wurde Carpoforo mit der Ausmalung des Altarraums und der beiden Seitenschiffe betraut. Hauptthema sollte die Verehrung Marias und des Rosenkranzes sein, der für den Orden der Dominikaner eine besondere Bedeutung hat. Hier hält sie ihre schützende Hand über ein Seegefecht mit den Türken.
Carpoforo Tencalla, Die Seeschlacht von Lepanto, Dominikanerkirche, Wien, 1676
Dass in zwei Feldern auch Ereignisse dargestellt sind, die viele Jahre zurückliegen, hat wohl mit der erneuten Bedrohung Wiens durch das osmanische Reich zu tun: Die Seeschlacht von Lepanto im Jahre 1571 endete mit einem Sieg über die Türken, während die Schlacht bei Muret in Südfrankreich an den Sieg der Kreuzfahrer im Jahre 1213 erinnert.
Carpoforo Tencalla, Die Schlacht bei Muret, Dominikanerkirche, Wien,1676
Unten rechts ist die Signatur zu erkennen.
Das südliche Querschiff zeigt Szenen aus dem Leben des Ordensgründers.
Carpoforo Tencalla,
Der Hl. Dominikus mit Petrus und Paulus,
Dominikanerkirche, Wien,1676
Dargestellt ist die Szene, wie Dominikus (1170-1221), im weißen Ordensgewand und schwarzen Mantel, von Petrus - links mit dem Schlüssel - den Stock eines Wanderpredigers und von Paulus - rechts mit dem Schwert - ein Buch erhält. Letzteres symbolisiert nicht nur die Ordensregeln, sondern auch die Bedeutung der Dominikanerklöster als Stätten der Bildung und Kultur.
Werke in Tschechien
Leider gingen Carpoforos Fresken in den von Giovanni Pietro Tencalla entworfenen Bischofsresidenzen Olmütz und Kremsier in der früheren Region Mähren durch Brände verloren. Gut erhalten sind jedoch seine Bilder in der Bibliothek des nahe gelegenen Schlosses Náměšť nad Oslavou im Südosten des heutigen Tschechien.
Carpoforo Tencalla,
Deckengemälde in der
Schlossbibliothek
Náměšť nad Oslavou (CZ),
ca. 1674-1675
Dargestellt sind Szenen aus den Metamorphosen der lateinischen Dichter Ovid und Apuleius. Hier zum Beispiel aus der Erzählung von Amor und Psyche, der die Aufgabe gestellt wird, Wasser aus der Unterwelt zu holen. Der greise Fährmann Charon, der sonst die Toten dorthin geleitet, bringt sie in seinem Boot über den Fluss Styx, der die Grenze zwischen dem Reich der Lebenden und dem Reich der Toten symbolisiert.
Carpoforo Tencalla,
Mittleres Deckenfresko
in der Schlossbibliothek
Náměšť nad Oslavou
(CZ), ca. 1674-1675
Sehr lebendig wirken auch die 24 symbolischen Figuren von Tugenden, Lastern und Gemütszuständen.
Carpoforo Tencalla,
Allegorie der Krankheit,
Wandgemälde in der Schlossbibliothek
Náměšť nad Oslavou (CZ),
ca. 1674-1675
Abb. aus I. Proserpi:
I Tencalla di Bissone.
Mit freundlicher Genehmigung
des Autors
Übrigens gehörte das Schloss damals den Nachkommen der Architektenfamilie Verda (genannt de Olivetis - daher die irrige Behauptung,
sie stamme aus Olivis bei Como
) aus Gandria am Luganersee, die im 16. Jahrhundert in Österreich tätig war. Giovanni Battista Verda wurde Kanzler
am Hof Kaiser Ferdinands II. (reg. 1619-1637) und sein Sohn Giovanni Filippo Verwalter der Provinz Mähren. Sie erhielten den Adelstitel und
nannten sich Verda von Verdenberg.
Letzter Höhepunkt in Deutschland: der Dom zu Passau
Eine Meisterleistung von Künstlern aus dem Tessin und dem angrenzenden Val d'intelvi (I) ist der Bau und die Ausschmückung des Stephansdoms in Passau.
Blick auf den Dom zu Passau, erbaut von Carlo Lurago und Giovanni Battista Carloni aus dem Val d'Intelvi, 1668-1675
Der rund 100 Meter lange barocke Bau entstand nach einem Stadtbrand in den Jahren 1668-1675. Verantwortlich zeichnete der Architekt Carlo Lurago aus dem Val d'Intelvi (I), der sich vor allem in Prag einen Namen gemacht hatte. Bei Restaurierungsarbeiten wurden seine Initialen C und L und dazwischen die Jahreszahl 1675 entdeckt.
Von 1680-1684 malte Carpoforo Tencalla die Deckenfelder im Mittelschiff und das riesige Kuppelgewölbe aus, auf einer Fläche von insgesamt über 1000 qm! Die plastischen Dekorationen fertigten 16 Stuckateure unter der Leitung von Giovanni Battista Carloni und dessen Schwager Paolo Allio aus dem Val d'Intelvi.
Stephansdom in Passau (D), Blick in das Kuppelgewölbe mit dem Fresko Gottvater in der Engelsglorie von Carpoforo Tencalla, 1679-1684
Auf dem großen Fresko der Steinigung des Hl. Stephanus sehen Sie oben links das Portrait des Architekten Carlo Lurago (mit rotem Hut) und neben ihm das Selbstbildnis von Carpoforo Tencalla.
Carpoforo Tencalla,
Ausschnitt aus dem Fresko
Steinigung des Hl. Stephanus
im Passauer Dom
Foto: Ernesto Palmieri
Am 27. Oktober 1684 unterschrieb Carpoforo einen letzten Vertrag über die Ausmalung von zehn Seitenkapellen, den er jedoch nicht mehr ausführen konnte. Diese Arbeiten wurden zuerst von Matthias Rauchmiller (bis zu dessen Tod 1686) und dann von Carpoforos Schwiegersohn Carlo Antonio Bussi aus Bissone vollendet.
Literatur
- Kitlischka W.: Beiträge zur Erforschung der Tätigkeit Carpoforo Tencallas nördlich der Alpen, in: Wiener Jahrbuch für Kunstgeschichte XXIII, 1970, S. 208-231
- Kühlenthal M., Zunhamer M.: Der Passauer Dom und die Deckengemälde Carpoforo Tencallas. Ergebnisse der Restaurierung 1972-1980, in: Arbeitsheft 12, Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege, Schnell "&" Steiner, München 1982
- Mádl M. (ed.), Tencalla I. Statě o životě a díle ticinských freskařů, o objednavatelích a o umělcích z jejich okruhu, Praha 2012
Tencalla II. Katalog nástěnných maleb Carpofora a Giacoma Tencally na Moravě a v Čechách , Praha 2013
[Mádl M. (Hrsg.) Tencalla, Band I: Essays über das Leben und die Arbeit der Tessiner Freskomaler, ihre Auftraggeber und Künstler ihres Umkreises, Prag 2012
Tencalla, Band II: Katalog der Wandmalereien von Carpoforo und Giacomo Tencalla in Böhmen und Mähren, Prag 2013]
Beide Bände sind in der Kantonsbibliothek Lugano (CH) verfügbar. - Proserpi I.: Carpoforo Tencalla in: I Tencalla di Bissone, ed. Fidia, Lugano (CH) 1999
Ausstellung
- Carpoforo Tencalla da Bissone. Pittura seicentesca fra Milano e l'Europa Centrale, Ausstellung in der Pinacoteca Züst, Rancate, Tessin (CH), 18. März - 29. Mai 2005. Katalog: Mollisi G., Proserpi I., Spiriti A. (Hrsg.), Silvana Ed., Milano 2005
Links
- Carpoforo Tencalla
- it.Wikipedia, Carpoforo Tencalla mit ausführlichem Werk- und Literaturverzeichnis
- AIA, Carpoforo Tencalla
- Kloster Lambach (A)
- Schloss Petronell (A)
- Schloss Trautenfels (A)
- Schloss Esterházy (A)
- Dominikanerkirche in Wien
- Schloss Náměšť nad Oslavou (CZ)
- Adelsfamilie Verda von Verdenberg
- Dom St. Stephan (Passau)
- Italienische Künstler in Passau
© U. Stevens und E. Mitterhuber 2013 / 2015
Nachtrag
Fresken in der Burg Červený Kameň, Slowakei
Die Burg Červený Kameň (dt. Bibersburg) liegt ca. 40 km nordöstlich der slowakischen Hauptstadt Bratislava. Die frühere Festung wurde 1583 von der Augsburger Familie Fugger an Nikolaus Pálffy verkauft, der Anna Fugger geheiratet hatte. Auf dieser Zeichnung sieht man die enormen Ausmaße der Anlage um 1570.
Schloss Bibersburg (Červený Kameň), kolorierte Federzeichnung, um 1570
Universitätsbibliothek Salzburg, Handzeichnung H 22
Die neuen Besitzer aus der ungarischen Adelsfamilie Pálffy ließen die Burganlage in ein Renaissanceschloss umbauen. Die heutige barocke Gestalt erhielt sie jedoch erst nach einem Brand im Jahre 1646, der große
Teile vernichtet hatte. Dabei kamen unsere
Künstler zum Zuge: Filiberto Lucchese als Architekt; sein Bruder Domenico und Alessandro Serena aus Arogno als Stuckateure; und Carpoforo Tencalla als Maler.
Einer ihrer Auftraggeber war Paul IV. Pálffy (1589-1653), dessen Bildnis im Rittersaal hängt.
Paul IV. Pálffy,
Portrait eines unbekannten Malers
im Rittersaal
der Burg Červený Kameň
Als erstes entstand die Schlosskapelle, an deren Decke Carpoforo Tencalla 1655 Szenen aus dem Marienleben und die vier Apostel malte.
Schlosskapelle in der Burg Červený Kameň mit Fresken von Carpoforo Tencalla, 1655
und Stuckaturen von Domenico Lucchese und Alessandro Serena, 1655-1656
Schlosskapelle, Detail. Unter diesen musizierenden Engeln ist das Wappen der Familie Pálffy, ein aufgerichteter Hirsch auf einem Rad, zu sehen.
Es folgte die Sala terrena
im Erdgeschoß mit Blick in den Innenhof, die für Konzerte und Festlichkeiten bestimmt war. Entsprechend zeigen die Fresken
spielende Kinder, Landschaften und mythologische Szenen.
Sala terrena mit Grotte aus Tuffstein und Glasmosaiken. Fresken von Carpoforo Tencalla, 1655
An der Eingangswand begrüsst Tencalla persönlich die Besucher.
Sala Terrena,
Selbstbildnis
Carpoforo Tencallas,
1655
Weitere Fresken befinden sich in den Wohnräumen im ersten Stock. Sie illustrieren Erzählungen aus der Mythologie der Griechen und Römer oder aus dem Alten Testament. Hier zum Beispiel Susanna im Bade, (AT, Buch Daniel), ein beliebtes Motiv in der Malerei des 16. und 17. Jahrhunderts.
Carpoforo Tencalla, Susanna im Bade Fresko in den Wohnräumen der Burg Červený Kameň, 1655
Oder eine Geschichte aus den griechischen Sagen: Kadmos, der Gründer und König der Stadt Theben, kämpft gegen einen Drachen (Ovid, Metamorphosen, 3. Buch).
Carpoforo Tencalla Kadmos kämpft mit dem Drachen, Fresko in den Wohnräumen der Burg Červený Kameň, 1655
Heute beherbergt die Burg ein Museum, das einen Einblick in die Wohnkultur der Adeligen vom 16. bis 20. Jahrhundert vermittelt. Im Keller sind noch die ursprünglichen Befestigungsanlagen zu sehen.
Innenhof der Burg Červený Kameň (SK) mit dem Hirschbrunnen von Bernardo Giulini (oder Giuliani, einem Verwandten des Bildhauers Giovanni Giuliani?), 1666
Und falls Sie noch Postkarten schreiben:
Fotonachweis: Aufnahmen der Fresken in der Burg: E. Mitterhuber
Literatur
- Fidler P., Architektur des Seicento. Baumeister, Architekten und Bauten des Wiener Hofkreises, Habilitationsschrift, Innsbruck 1990
- Medvecký J., Zu den Anfängen der Tätigkeit Carpoforo Tencallas. Die frühbarocken Fresken auf der Burg Červený Kameň und ihre Ikonographie, ARS, Bratislava, 1994 Bd. 3
Links
© E. Mitterhuber / U. Stevens 2016