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Domenico Rossi

Architekt

geb. 28.12.1657


Morcote (Vater: Francesco;
Mutter: Caterina Sardi; Onkel: Giuseppe Sardi)
°° Angiola Cavalieri
gest. 8.03.1737 Venedig

Domenico Rossi war ein vielseitiger Architekt in Venedig und in den Gebieten am Mittelmeer, die damals zur unabhängigen "Seerepublik Venedig" gehörten: Friaul im Nordosten Italiens und Istrien (heute Teil von Slowenien und Kroatien). Zu seinen bekanntesten Bauten zählen die Kirche San Stae und der Palast Ca' Corner della Regina in Venedig.

Kirche San Stae Venedig

Canaletto, Blick auf den Canal Grande mit der Kirche San Stae, ca. 1738-40, Privatsammlung

Ausbildung
Da zwei Brüder der Mutter Caterina in Venedig lebten - Giuseppe Sardi als Architekt und Antonio als Pfarrer - war es naheliegend, daß Domenico dort aufwachsen sollte. Er wurde zu einem Steinmetz in die Lehre geschickt, bis ihm ein Gönner aus der einflussreichen Familie Priuli fünf Jahre lang den Unterricht bei einem maestro da scola bezahlte. Anschließend, im Alter von 18 Jahren, nahm ihn Baldassare Longhena, ein Freund der Familie Sardi und Architekt der berühmten Kirche Santa Maria della Salute, als Schüler auf.

Ausbildung
In der Zeit als Assistent von Longhena erwarb sich Domenico gute Kenntnisse im Architekturzeichnen und in der praktischen Arbeitsorganisation auf den verschiedenen Baustellen. Etwa bei der Errichtung des Marmorpalastes Caʻ Pesaro, der heute die Internationale Galerie für Moderne Kunst und das Museum für orientalische Kunst beherbergt.

Ca' Pesaro, Venedig

Baldassare Longhena, Ca' Pesaro am Canal Grande, Venedig, erbaut 1673-1682

Gleich nebenan sollte Domenico Rossi, allerdings erst 42 Jahre später, im dazu passenden Stil den Palast Caʻ Corner della Regina erbauen.

Ca' Corner della Regina, Venedig

Domenico Rossi,
Caʻ Corner della Regina, 1724,
im Hintergrund Caʻ Pesaro
von Baldassare Longhena, 1673 - 1682

Erste Aufträge für Patrizierfamilien
Doch zuerst beauftragten ihn die Familien Dolfin, Manin und Savorgnan mit einigen Umbauarbeiten, zum Beispiel des Palazzo Dolfin Manin unweit der Rialtobrücke, heute Sitz der Banca dʻItalia (1701). Ferner mit dem Neubau der Kirche San Girolamo, die 1705 abgebrannt war.

Im Auftrag von Gerolamo Savorgnan entwarf er 1707 die Fassade des Doms in San Daniele del Friuli, 25 km von Udine entfernt. Von dort kommt übrigens der berühmte San-Daniele-Schinken.

San Daniele del Friuli Duomo

Domenico Rossi, Fassade des Doms in San Daniele del Friuli, Provinz Udine (I), 1707 - 1709

Entwürfe für Kirchen und Paläste
Den ersten Großauftrag erteilte ihm wiederum die aus dem Friaul stammende Patrizierfamilie Manin, nämlich die völlige Neugestaltung des Doms von Udine.

Udine Duomo

Domenico Rossi, Inneres des Doms von Udine (I), 1709 - 1735

Die Arbeiten dauerten bis 1735. Rossis Fassade wurde allerdings um 1900 verändert, um sie wieder wie im 14. Jahrhundert aussehen zu lassen.

Auch in Venedig selbst folgte ein prestigeträchtiges Projekt: Domenico gewann den Wettbewerb - 12 Entwürfe waren eingereicht worden - für die Fassade einer der wichtigsten Kirchen, San Stae, die dem Märtyrer Eustachius (gest. 118) geweiht ist.

San Stae am Canal Grande, Venedig

Domenico Rossi, San Stae am Canal Grande, Venedig, 1709

Im Inneren sind die Dogen Alvise Mocenigo II und Marco Foscarini begraben.
Vor dem nächsten Auftrag gönnte sich Domenico 1710 einen längeren Studienaufenthalt in Rom, der ihn zu einem mehr geschwungenen, barocken Stil inspirierte. Dies wird besonders im Inneren der nächsten Kirche deutlich, die er nach dem Erfolg von San Stae entwerfen sollte, nämlich die Jesuitenkirche am gleichnamigen Platz Campo dei Gesuiti.

Jesuitenkirche in Venedig

Inneres der Jesuitenkirche in Venedig, erbaut von Domenico Rossi, 1715-1729

Die Kirche wurde ebenfalls von der Familie Manin finanziert, und die besten Künstler sollten sie ausschmücken: der Tessiner Stuckateur Abbondio Stazio aus Massagno bei Lugano, der französische Maler Louis Dorigny und der Altarbauer Fra Giuseppe Pozzo, der Bruder des Malers Andrea Pozzo. Dabei hatten sie keine leichte Aufgabe, denn sie mussten sich an die Vorgaben des Konzils von Trient (1545-1563) halten, das genaue Vorschriften für den Kirchenbau und die Darstellung biblischer Szenen erlassen hatte. Das Resultat entsprach wohl nicht ganz Domenicos Geschmack, denn die Ausstattung wirkt - wie in der Mutterkirche Chiesa del Gesù in Rom - pompös und überladen.

Nach einem Zwischenspiel in Ljubljana, der Hauptstadt Sloweniens, wo er 1714-15 die Mariahilf-Kirche Križanke errichtete, widmete sich Domenico dem Bau von zwei Adelspalästen: 1721 entstand der Palazzo Sandi am Canal Grande unweit der Rialtobrücke, dessen Repräsentationsräume im Obergeschoss Giovanni Battista Tiepolo 1724 mit Fresken schmückte. Und 1724 entwarf Rossi für die Familie Cornèr/Cornaro den Palast Ca' Corner della Regina, gerade gegenüber der berühmten Ca' d'Oro am Canal Grande (vgl. auch Abb. 3).

Ca' Corner della Regina 2, Venedig

Domenico Rossi,
Caʻ Corner della Regina,
Venedig, 1724

Della Regina bezieht sich auf die Eigentümerin des abgerissenen Vorgängerpalastes, Caterina Cornèr/Cornaro, die von 1474 bis 1489 Königin von Zypern war. Kürzlich wurde das Gebäude für 40 Mio. Euro an Miuccia Prada verkauft, die Enkelin des Gründers des Modehauses Prada.

Neben dem Bau von Stadtpalästen beschäftigte sich Rossi auch mit der Verschönerung von Landsitzen der venezianischen Adeligen. So entwarf er für die Villa Manin bei Passariano (Udine) einen repräsentativen Platz mit Arkaden, zu dem er sich vom Petersplatz in Rom inspirieren liess.

Villa Manin, Passariano bei Udine

Villa Manin, Passariano bei Udine (I)

In dieser Villa wurde übrigens das Ende der "Republik Venedig" besiegelt: 1797 unterzeichnete Napoleon mit Kaiser Franz II. von Österreich den Frieden von Campo Formio, der Venedig und seine Besitzungen dem Habsburger Reich unterstellte.

Familienleben
Domenico heiratete 1684 Angiola Cavalieri, die ihm vier Söhne und zwei Töchter gebar. Um genügend Geld für die große Familie zu verdienen, begann er nebenbei auch mit dem begehrten Marmor aus dem toskanischen Carrara zu handeln und Aufträge für den Bau von Marmoraltären anzunehmen. Von den Söhnen trat nur Paolo (ca. 1694-1768) in die Fußstapfen des Vaters und wurde Architekt in Venedig.

Begraben ist Domenco Rossi in der Kirche Santa Maria Formosa, auf einem der größten Plätze der Stadt unweit von San Marco.

Santa Maria Formosa, Venedig

Kirche Santa Maria Formosa, Venedig

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