a b c d e f g h i j k l m n o p q r s t u v w x y z
Carlo Luca Pozzi
Stuckateur und Bildhauer |
|
geb. 19.10.1734 |
Bruzella (Vater: Francesco; Mutter: Orsola Petondi; Brüder: Giuseppe; Domenico) °° 1765 Anna Maria Pozzi aus Morbio Superiore |
gest. 12.12.1812 | Castel San Pietro |
Domenico Pozzi, Portrait seines Bruders Carlo Luca Pozzi
Aus: Johann Kaspar Füssli: Geschichte der besten Künstler in der Schweiz, Band 4, Orell, Zürich 1774
Carlo Luca Pozzi war ein Wanderstuckateur und Bildhauer, der zahlreiche Schlösser und Kirchen in Süddeutschland, der Schweiz und Italien mit Reliefs und Statuen verzierte. Er ist ein eindrucksvolles Beispiel für den Wandel des künstlerischen Geschmacks, der sich um 1765-1770 in ganz Europa vollzog, nämlich vom leichten, verspielten Rokoko zu den strengeren Linien des Klassizismus. Die charakteristischen Merkmale dieser beiden Stile können sie anhand einiger ausgewählter Werke verfolgen.
Herkunft und Ausbildung
Carlo Luca Pozzi wuchs sozusagen mit der Kunst auf. Sein Vater war der Wanderstuckateur Francesco Pozzi (siehe seine Biographie auf dieser Webseite), seine Mutter Orsola Petondi die Tochter eines Architekten. Mit 12 Jahren, nach Abschluss der Volksschule im kleinen Dorf Bruzella im Muggiotal, nahe der Grenze zu Italien, nahm ihn sein Vater mit nach Süddeutschland, wo auch der zwei Jahre ältere Bruder Giuseppe bereits zur Schule ging. Es war sogar eine sehr gute Schule, nämlich das Gymnasium des Klosters Obermarchtal, damals eines der reichsten Klöster im Raum nördlich des Bodensees.
Ansicht des Klosters Obermarchtal, 1771
Aus: Sebastian Sailer: Das jubilierende Marchtal, Obermarchtal 1771
In den Jahren 1749-1751 war Francesco Pozzi mit der Ausschmückung der Klostergebäude, insbesondere des prächtigen Speisesaals, beschäftigt, sodass die Söhne neben der deutschen Sprache und einer guten Allgemeinbildung auch das praktische Handwerk eines Stuckateurs erlernen konnten. Und dies in der letzten Blütezeit des sogenannten Rokokostils, der um 1770 ein abruptes Ende finden sollte.
Arbeiten im Stil des Rokoko
Nach Beendigung des Gymnasiums und der Lehrzeit, also etwa um 1755, trat Carlo Luca in die Fußstapfen seines Vaters und begleitete ihn zuerst zurück in seine Tessiner Heimat. Denn der Architekt, mit dem Francesco Pozzi während über 20 Jahren zusammen gearbeitet hatte, Johann Kaspar Bagnato, war krank, und auch Francesco selbst sehnte sich nach einem festen Wohnsitz. In Castel San Pietro besaß er inzwischen mehrere Häuser, von denen er eines Carlo Luca übergab.
Pfarrkirche Sant'Eusebio, Castel San Pietro, 1757-1759
Francesco Pozzi hatte angeboten, den neu hinzugefügten Chor der Pfarrkirche auszuschmücken. Er tat dies mit allen Registern seines Könnens, ganz im Stil des süddeutschen Rokoko mit seinen üppigen Ornamenten, mit denen er die Wände und Bildumrahmungen verzierte. Carlo Luca hingegen zeigte mehr Interesse für figürliche Darstellungen. Von ihm stammen die Reliefs der vier Evangelisten an der Decke.
Carlo Luca Pozzi,
Der Apostel Matthäus,
Stuckrelief in der Pfarrkirche
St. Eusebio
in Castel San Pietro (CH),
1757-1759
Wie Sie sehen, bedürfen die Stuckaturen dringend einer Restaurierung. Sie wurden seit über 250 Jahren nicht mehr geputzt, und einzelne Teile sind abgebrochen.
Gleichzeitig mit der Ausschmückung der Pfarrkirche schuf Carlo Luca wohl auch dieses Wandrelief in einem Haus ganz in der Nähe, das der Familie Magni gehörte.
Wandrelief in der Casa Gabaglio in Castel San Pietro (CH), wahrscheinlich von Carlo Luca Pozzi, um 1757-1759
Als Auftraggeber käme Carlo Magni in Frage, der Sohn des Stuckateurs Giovanni Pietro Magni (siehe dessen Biographie auf dieser Webseite). Er war Jurist und arbeitete in der Staatsverwaltung von Mailand. Seine 1700 geborene Frau Rosa stammte aus der alteingesessenen Patrizierfamilie Torriani (früher Della Torre) in Mendrisio. Viele Mitglieder dieser Familie amteten bis zur Gründung des Kantons Tessin 1803 als Statthalter der Landvögte und hatten als Advokaten und Geistliche hohe Stellungen inne. Es könnte also gut sein, dass im Medaillon dargestellt sind: der heute Palazzo Pollini genannte, aber von Aurelio Nicolò Torriani (1691-1723, Bruder der Rosa Magni?) 1715-1720 erbaute Palast in Mendrisio; links eventuell die imaginäre Stammburg der Familie, von der nur noch das Eingangstor und die Privatkirche San Sisinio mit dem Torriani-Friedhof existieren; und rechts oben vielleicht die Eremitenklause San Nicolao auf einem Steilhang oberhalb von Mendrisio. Die Szene könnte also dem Andenken an den früh verstorbenen Bruder der Dame des Hauses gewidmet sein.
Für Pozzi als Autor des Reliefs, das im Empfangszimmer des Hauses von Carlo Magni eine ganze Wandmitte einnimmt, sprechen stilistische Ähnlichkeiten mit den nachfolgenden Arbeiten in Arlesheim und insbesondere im Neuen Schloss Meersburg, die alle in der Spätphase des Rokokostils entstanden. Daneben könnten familiäre Bindungen zwischen den Familien Magni und Pozzi über mehrere Generationen hinweg eine Rolle gespielt haben. So war zum Beispiel Rosa Magni-Torriani 1730 Taufpatin der Schwester von Carlo-Luca, Zefferina Pozzi.
Der Dom von Arlesheim bei Basel, Schweiz, 1759-1761
Inzwischen hatte Franz Anton Bagnato, der Sohn des 1757 verstorbenen Architekten Johann Kaspar Bagnato, die Nachfolge seines Vaters als Architekt des Deutschen Ordens angetreten, was ihm Aufträge aus Kreisen
des Adels und der Kirche einbrachte. Bereits 1759 wurde er mit dem Umbau des Doms in Arlesheim und des Schlosses in Meersburg am Bodensee betraut. Es ist also nicht verwunderlich, dass er für die Innenausstattung mit
Stuckaturen und Wandgemälden auf die bewährten Mitarbeiter seines Vaters zurückgriff, nämlich Francesco Pozzi und den Maler Giuseppe Appiani aus Porto Ceresio (I) am Luganersee.
Dom von Arlesheim (CH) mit Stuckaturen von Francesco, Giuseppe und Carlo Luca Pozzi, 1759-1761
Es entstand ein weiter, lichtdurchfluteter Raum, den Francesco zusammen mit seinen Söhnen Giuseppe (1732-1811) und Carlo Luca während drei Jahren mit feinen weißen Stuckaturen überzog.
Dom von Arlesheim, Silbermann Orgel und Stuckaturen von Francesco, Giuseppe und Carlo Luca Pozzi, 1759-1761
Neues Schloss Meersburg, 1761-1764
Dass Carlo Luca zur Ausschmückung des Neuen Schlosses in Meersburg am Bodensee herangezogen wurde, ist vor allem der langjährigen Bekanntschaft mit den Architekten Johann Kaspar Bagnato (1696-1757) und dessen Sohn Franz
Anton (1731-1810) zu verdanken. Bereits 1734-1740 hatte Johann Kaspar Bagnato die Bauten des Fürstbischofs von Konstanz betreut, und sein Palier und Stuckateur Francesco Pozzi hatte 1740 die Grundrisse aller Räumlichkeiten im
alten Schloss gezeichnet, die im Fürstlich Waldburg-Zeil'schen Archiv von Schloss Zeil (D) im Allgäu aufbewahrt sind.
Als dann 1759 Franz Anton Bagnato mit Neubauten am Schloss beauftragt wurde, lag es nahe, die Stuckausstattung dem Sohn Francesco Pozzis anzuvertrauen, der sich inzwischen mit den Arbeiten in Castel San Pietro und im Dom von Arlesheim als selbständiger Künstler profiliert hatte.
Dabei trat Franz Anton Bagnato als Generalunternehmer auf, der sich die Mitarbeiter selbst aussuchen und mit ihnen Verträge schließen konnte.
Nur für die Ausmalung von Decken und Wänden wählte Fürstbischof Franz Konrad von Rodt (reg. 1750-1775) selbst den Künstler aus, nämlich den Mainzer Hofmaler Giuseppe Appiani (1706-1785) aus Porto Ceresio am Luganersee. Auch er war ein alter Bekannter der Familie Pozzi und erster Lehrer des jüngeren Bruders von Carlo Luca, Domenico, der später ein erfolgreicher Portraitmaler werden sollte.
Giuseppe Appiani,
Portrait des Fürstbischofs
Franz Konrad von Rodt,
Deckenfresko
im Neuen Schloss Meersburg,
ca. 1762
In den Jahren 1761-1764 verzierte Carlo Luca insbesondere die Repräsentationsräume im ersten und zweiten Stock mit eleganten Stuckaturen, die verschiedenen Themen gewidmet sind: Jagd, Schiffahrt, Tages- und Jahreszeiten, Vergnügungen wie Musik und Spiele, die Kardinaltugenden, alles nach der jetzigen Mode
in Form von Reliefs ausgeführt.
Carlo Luca Pozzi,
Sapientia,
Detail der Stuckverzierung
im Audienzzimmer,
Schloss Meersburg (D),
1761-1762
Inspiration für die Ornamente holte sich Carlo Luca bei Stichen französischer Künstler wie Jean Bérain und Pierre Lepautre, die in Augsburg publiziert wurden, während er für die Reliefszenen auf Gemälde von Antoine Watteau (1684-1721) zurückgriff, die ebenfalls als Kupferstiche verbreitet waren.
Carlo Luca Pozzi, Der Morgen, Stuckrelief im Vorzimmer zum Appartement des Fürstbischofs, 1760-1762
Das neue Schloss wurde 2008-2012 umfassend renoviert und steht jetzt wieder für Besucher offen.
Übergang vom Rokoko zum neuen Stil des Klassizismus
Zwischen 1765 und 1769 wandelte sich Pozzis Geschmack und Stil, im Einklang mit der Entwicklung in ganz Europa. Die Architekten und Künstler suchten ihre Inspiration nicht mehr bei barock bewegten Figuren und zierlich geschwungenen Ornamenten wie im Rokoko, sondern bei den alten Griechen und Römern mit ihren geradlinigen Tempeln und mit Statuen in natürlicher, "klassischer" Haltung. Der neue Stil erhielt unterschiedliche Namen: Klassizismus in Deutschland, Neoclassicismo in Italien, Neoclassique und Empire in Frankreich, Regency in England.
St. Ursen-Kathedrale, Solothurn, 1769-1771
Nach einer langen Vorgeschichte trafen im April 1769 Francesco Pozzi und sein Sohn Carlo Luca mit 10 Gesellen in Solothurn ein, um die vom Architekten Gaetano Matteo Pisoni aus Ascona erbaute Kathedrale mit Stuck zu verzieren und Marmoraltäre aufzustellen.
Da Francesco Pozzi bereits 65 Jahre alt war, beschränkte er sich auf die Lieferung von Marmor, etwa für den Hochaltar aus 16 Sorten italienischen Marmors. Die Stuckarbeiten hingegen überließ er seinem Sohn Carlo Luca, denn sein älterer Sohn Giuseppe war 1765 zum Hofstuckateur in Mannheim ernannt worden und hatte mit der Ausstattung des dortigen Schlosses alle Hände voll zu tun.
Die Verzierung des Deckengewölbes erfolgte bereits im neuen
Stil: vorherrschend sind strengere Linien und Ornamente in Form von Rosetten und schmalen Bändern, ohne die bisherigen üppigen Blumengirlanden.
Fast 20 Jahre später kehrte Pozzi nochmals nach Solothurn zurück, um über dem Hochaltar eine Gloriole
mit Engeln anzubringen, die einen Reliquienschrein halten.
Carlo Luca Pozzi,
Engel an der Gloriole
in der St. Ursen-Kathedrale,
Solothurn (CH),
1790-1791
Carlo Luca Pozzi als Bildhauer
Nach Beendigung der Arbeiten in Solothurn im Juli 1771 treffen wir Carlo Luca in Deutschland, Frankreich, Italien und in der Schweiz an. Immer häufiger wagte er sich dabei an Figuren in Lebensgröße. Es könnte sein, dass er die dazu notwendigen technischen Fertigkeiten an der neuen Mannheimer Kunstakademie erlernte, die 1769 offiziell ihren Betrieb aufnahm und dabei war, eine große Skulpturensammlung aufzubauen. In Mannheim hatte sich auch sein Bruder Giuseppe niedergelassen, der seit 1765 als Hofstuckateur des Kurfürsten Carl Theodor von der Pfalz zahlreiche Aufträge erhielt, zu deren Ausführung er auch seinen Bruder beizog.
Ludwigskirche in Saarbrücken, 1773-1775
Die ersten von Carlo Luca bekannten Skulpturen sind zehn Karyatiden (Frauenfiguren), die anstelle von Säulen die Empore tragen.
Carlo Luca Pozzi,
Karyatide in der Ludwigskirche,
Saarbrücken (D), 1773
Rekonstruktion durch
den Restaurator Karsten Püschner
ab 1987
Carlo Luca Pozzi,
Karyatide in der Ludwigskirche,
Saarbrücken (D), 1773
Rekonstruktion durch
den Restaurator Karsten Püschner
ab 1987
Die Ludwigskirche wurde im Oktober 1944 bei Luftangriffen bis auf die Grundmauern zerstört. Nach dem Wiederaufbau begann man 1987 mit der Rekonstruktion der zehn Karyatiden anhand alter Fotografien.
Schloss Schwetzingen bei Mannheim, 1776-1778
Zusammen mit seinem Bruder Giuseppe arbeitete Carlo Luca im Schloss Schwetzingen, wo der in Mannheim residierende Kurfürst Karl Theodor von der Pfalz jeweils die Sommermonate verbrachte. Hier können Sie einen Blick, in den Tempel der Botanik im Schlosspark werfen. Carlo Luca schuf die Kuppel, darunter Medaillons mit den Tierkreiszeichen und vier Portraits berühmter Botaniker.
Ein neues Kapitel in seiner Laufbahn begann Carlo Luca mit seiner Rückkehr ins Tessin, wo seine Frau mit vier Töchtern und einem Sohn in Castel San Pietro wohnte. An Arbeit mangelte es auch hier nicht, denn der mit der Familie Pozzi verwandte Architekt Simone Cantoni aus Muggio (1739-1818) benötigte dringend Künstler für die Innenausstattung seiner Bauten in Genua, Mailand und Como.
Palazzo Ducale in Genua, 1778-1783
Nach einem Brand, der 1777 den alten Dogenpalast vernichtete, erhielt Simone Cantoni den Auftrag zu einem Neubau im klassizistischen Stil. Für die Innendekoration zog er eine Reihe von Tessiner Künstlern heran, darunter Carlo Luca Pozzi. Im großen und im kleinen Ratssaal schmückte er Wände und Decken mit Reliefs und Figuren. Hier sehen Sie die reich verzierte Decke und die 25 Karyatiden, die auf einer stuckierten Balustrade als Verlängerung der Säulen stehen.
Carlo Luca Pozzi,
Deckenverzierung mit Reliefs,
darunter 25 Karyatiden,
Sala del Maggior Consiglio
des Palazzo Ducale in Genua,
ca. 1782-1783
Carlo Luca Pozzi, Detail der Stuckfiguren und Reliefs im Großen Ratssal des Palazzo Ducale, Genua, 1782-1783
Seit der Restaurierung im Jahre 1992 finden hier Ausstellungen, Konzerte und kulturelle Veranstaltungen statt.
Zwischenspiel in Frankreich, 1785-1788
Während vier Jahren arbeitete Carlo Luca Pozzi in mehreren Klöstern, die jedoch alle nach der französischen Revolution von 1789 entweder verkauft oder zerstört wurden. Wir müssen uns also damit begnügen, die traurige Geschichte dieser einst bedeutenden Abteien nachzulesen.
- Abtei Saint-Wandrille in der Normandie
- Abtei Mont-Saint-Éloi ganz im Norden in der Nähe von Calais
- Kloster Trois-Fontaines im Département Marne
- Kloster Valroy an der Grenze zu Belgien
Im Staatsarchiv Bellinzona ist sein Abschiedszeugnis
vom April 1788 erhalten. Darin heißt es unter anderem:
Charles Pozzi, Bildhauer in Stuck, hat während eines Jahres in unserer Abtei Valroy gearbeitet. Er dekorierte unsere Kirche, zwei Kapellen und zwei Mausoleen mit Statuen, darunter eine Himmelfahrt Mariä, sowie mit Girlanden und Trophäen, deren Anordnung, Harmonie und Perfektion in der Ausführung von großem Talent und einem Mann von Genie zeugen.
Villa Olmo in Como, 1791-1794
Nach der Rückkehr aus Frankreich war Carlo Luca Pozzi in der Umgebung seines Wohnortes Castel San Pietro tätig. Nur ein paar km entfernt liegt die Villa Olmo am Comersee, für deren Ausschmückung der uns bereits von Genua bekannte Architekt Simone Cantoni seine Freunde beizog: den Bildhauer Francesco Carabelli (siehe seine Biographie auf dieser Webseite) und den Bruder von Carlo Luca, den Maler Domenico Pozzi.
Villa Olmo in Como (I),
erbaut von Simone Cantoni,
1782-1797
Carlo Luca schuf zahlreiche Reliefs und acht lebensgroße Statuen. Links sehen Sie den Göttervater Zeus mit seinen Symbolen, Adler, Weltkugel und ein Bündel von Blitzen, rechts seine Frau Hera mit dem Pfau.
Carlo Luca Pozzi, Die griechischen Götter Zeus und Hera im Ballsaal der Villa Olmo in Como (I), 1791-1794
Aus: Cavadini, N.O., Simone Cantoni architetto, Electa, Mailand 2003
Pfarrkirche San Giovanni in Morbio superiore, Südtessin
In der Kirche des Heimatdorfes seiner Frau Anna Maria schuf Carlo Luca vier überlebensgroße Heiligenfiguren und mehrere große Engel. Hier sehen Sie den Kirchenvater Augustinus (354-430) und seine Mutter Monika (ca. 332-387).
Carlo Luca Pozzi, der Hl. Augustinus und die Hl. Monika, Pfarrkirche in Morbio superiore, Tessin (CH), ca. 1790-1794
Weitere Statuen von ihm befinden sich in der Kirche von Sagno nahe der Grenze zu Italien.
Seine letzten bekannten Werke sind Stuckaturen im Festsaal des Altersheims Don Guanella in Castel San Pietro, darunter ein Portrait seines Vaters Francesco und Medaillons mit den Vier Jahreszeiten.
Carlo Luca Pozzi,
Portrait des Vaters Francesco Pozzi,
Relief über der Tür zum Festsaal
im Altersheim Don Guanella,
Castel San Pietro (CH)
Und zum Abschluss eine Madonna aus Stuck, die seit Mitte 2015 gegenüber seinem Wohnhaus, dem heutigen Altersheim Don Guanella, steht.
Carlo Luca Pozzi,
Madonna in Castel San Pietro (CH),
ca. 1800
Familie und politisches Engagement
Carlo Luca heiratete 1765 Anna Maria Pozzi aus dem Nachbardorf Morbio Superiore. Sie hatten vier Töchter, Teresa, Orsola, Rosa und Giuseppa, und einen Sohn, Francesco, geb. 1772, der jedoch nicht in die Fußstapfen seines Vaters trat. Er heiratete Maddalena Perucchi aus Maroggia, deren Vater Gaetano Bauleiter für die Villa Olmo in Como war. Carlo Lucas Enkel Gaetano, geb. 1802, war capitano di giustizia und heiratete Teodolinda Torriani aus Mendrisio.
Carlo Luca nahm regen Anteil an den politischen Ereignissen der Jahre 1798-1803, die zur Bildung des Kantons Tessin führten. Hier sehen Sie seinen Pass, der ihm Reisen nach Aarau erlaubte, um als Vertreter der Bezirke Bellinzona und Lugano an den Sitzungen des Großen Helvetischen Rates teilzunehmen.
Reisepass für Carlo Luca Pozzi, 1799, Staatsarchiv Bellinzona (CH)
Nach der Gründung des Kantons Tessin war Carlo Luca 1809 Bürgermeister von Castel San Pietro.
Neuere Literatur
- Cavadini, N.O., Simone Cantoni architetto, Electa, Mailand 2003
- Staatliche Schlösser und Gärten Baden-Württemberg, Neues Schloss Meersburg 1712 - 2012, Schnell & Steiner, Regensburg 2013
Mit zahlreichen Abbildungen der Stuckdekorationen von Carlo Luca Pozzi, darunter die hier gezeigten Sapientia und Der Morgen. - Strübin J., Zürcher C.: St.-Ursen-Kathedrale, in: Die Kunstdenkmäler des Kantons Solothurn, Band IV, Bern 2017
- Weitere Literatur zur Familie Pozzi finden Sie im PDF-Anhang zur Biographie von Francesco Pozzi.
Links
- Carlo Luca Pozzi
- Kloster Obermarchtal (D)
- Dom von Arlesheim (CH)
- Neues Schloss Meersburg (D)
- St. Ursenkathedrale, Solothurn (CH)
- Kunstakademie Mannheim
- Ludwigskirche, Saarbrücken (D)
- Schlosspark Schwetzingen (D), Tempel der Botanik
- Palazzo Ducale, Genua (I)
- Villa Olmo, Como (I)
© U. Stevens 2015