a b c d e f g h i j k l m n o p q r s t u v w x y z

Giovanni Pietro Magni

Stuckateur

geb. 2. Mai 1655


Bruzella (Vater: Giovanni Pietro;
Grossvater: Giovanni Pietro; Mutter: Marta Parravicini)
°° 1686 Ursula Salterio (1661-1706)
gest. 1722/1724 Castel San Pietro

(Die in der Literatur anzutreffenden Lebensdaten 1665-1723 beziehen sich auf einen Pietro Francesco Magni (V: Bernardino), der in Castel San Pietro geboren und gestorben ist.)

Giovanni PIetro Magni

Portrait über dem Eingang
zu Magnis Haus
in Castel San Pietro

Die Unterschrift von Giovanni Pietro Magni

Unterschrift Magnis

Das Hauptwerk des Hofstuckateurs Giovan Pietro Magni war die Ausschmückung des Würzburger Doms mit Figuren und plastischen Verzierungen in weißem Stuck. Von 1701 bis 1706 stellte ihm dafür sein Auftraggeber, Johann Philipp von Greiffenclau, Fürstbischof von Würzburg und Herzog in Franken, zehn Mitarbeiter zur Verfügung, alles ausgebildete Stuckateure, die später ihre eigene Karriere im Raum Bamberg-Bayreuth fortsetzten.

Familie und Ausbildung in Rom
Giovan Pietro Magni stammte aus einer weit verzweigten Familie in Bruzella. Sie war eng mit anderen Künstlerfamilien aus dem Muggiotal verbunden, sei es durch Heirat oder als Taufpaten und Trauzeugen.

Die Taufurkunde von Giovanni Pietro Magni

Anno D(omi)ni 1655 die 2 maij Ego P.ter Jo: Baptista Cremoninus de Salorino Parrochus huius Parrochiae S. Sirij loci Bruzella baptizavi infantem hodie natum ex D.Jo:Petro et D. Martha conjugibus de Magnis de Bruzella, cui impositus fuit nomen Jo:Petri. Patrini fuerunt D. P.ter Victor Pahernius canonicus Balernae et Jacobina uxor Joannis Magni loci Bruzellae.
Im Jahr des Herrn 1655 am 2. Mai taufte ich, Presbyter Johann Baptist Cremoninus aus Salorino, Pfarrer der hiesigen Pfarrei San Siro in Bruzella, das heute geborene Kind der Eheleute Giovanni Pietro und Martha Magni aus Bruzella, dem der Name Giovanni Pietro gegeben wurde. Taufpaten waren Presbyter Victor Pahernius, Kanoniker aus Balerna und Jacobina, Frau des Giovanni Magni aus Bruzella.

Seine Lehrzeit, die üblicherweise mit 12 Jahren begann, machte Giovan Pietro Magni eventuell beim Bildhauer Agostino Silva (1628-1706) in Morbio Inferiore, der dort eine florierende Werkstatt betrieb. Doch dann zog es ihn nach Rom, das um 1670-1690 Ziel einer ganzen Generation von jungen Bildhauern war und wo Gian Lorenzo Bernini (1598-1680) als unbestrittener Meister galt. Dessen barocke Statuen werden bis heute im Petersdom und auf den Straßen und Plätzen Roms bewundert. Sie zeichnen sich durch bewegte Körperhaltung und ausdrucksvolle Gesten und Gesichter aus. Zum Beispiel dieser Engel mit der Dornenkrone, der vielen Künstlern der Barockzeit als Vorbild diente.

Gian Lorenzo Bernini, Engel mit der Dornenkrone in der Kirche Sant'Andrea delle Fratte in Rom, 1668-1671

Gian Lorenzo Bernini,
Engel mit der Dornenkrone
in der Kirche Sant'Andrea
delle Fratte in Rom, 1668-1671

Bernini hatte mehrere Mitarbeiter aus dem Tessin und Umgebung, darunter Antonio Raggi (1624-1686) aus Morcote und Ercole Ferrata (1610-1686) aus dem Val d'Intelvi, die ihrerseits bedeutende Künstler wurden. Es ist sehr wahrscheinlich, dass Magni bei einem von ihnen lernte. Ferrata nahm in seine gut organisierte und erfolgreiche Werkstatt bis zu 15 Schüler gleichzeitig auf, und auch Raggi hatte zahlreiche Schüler aus dem Tessin, darunter Mitglieder der Familien Bossi aus Bruzella, Carabelli aus Castel San Pietro und Silva aus Morbio Inferiore.

Carlo Maratta, Porträt des Bildhauers Ercole Ferrata, 1685 Museum in Scaria, Val d'Intelvi (I)

Carlo Maratta,
Porträt des Bildhauers Ercole Ferrata, 1685
Museum in Scaria, Val d'Intelvi (I)

Nach dem Tod dieser beiden Lehrmeister im Jahre 1686 kam es zu einem regelrechten Auswanderungsschub nach Deutschland und Österreich. Und dies nicht ohne Grund: Nach dem Ende des 30-jährigen Religionskriegs (1618-1648) setzte in Deutschland, Österreich und Tschechien (damals Böhmen und Mähren) eine Welle der Rekatholisierung ein. Für die Ausschmückung von Residenzen, Klöstern und Kirchen, die nach den Kriegswirren neu gebaut oder renoviert werden mussten, benötigte man Künstler, die in der katholischen Tradition aufgewachsen waren und den damals modischen Barockstil beherrschten. Von den einheimischen Kalkschneidern, wie man sie damals nannte, konnten nur wenige diesen Anforderungen genügen.

Als geeignetes Material für die Dekoration von Innenräumen in Palästen und Kirchen setzte sich nun der Stuck durch, eine im Vergleich zu Marmor wenig kostspielige Mischung aus Gips, Kalk, Marmorpulver und gewaschenem Quarzsand, zu einem Brei gerührt mit Wasser, Leim, Mandelöl, manchmal auch Wein. Sie war leicht zu bearbeiten, schnell trocknend und gut haltbar. Fast jede Werkstatt entwickelte dafür ihr eigenes Rezept, das nur im engsten Mitarbeiterkreis weitergegeben wurde.

Erste Arbeiten Magnis in Meiningen, Waldsassen, Michelberg und Ebrach
Wie Magni um 1686 nach Franken kam, ist noch nicht genau erforscht. Meist waren es ja Kollegen oder Architekten, die viel versprechende Künstler aus Orten ihrer näheren Heimat an große Baustellen mit guten Verdienstmöglichkeiten empfahlen. Vielleicht war er 1682-84 mit Giovanni Battista Barberini (1625-1692) aus dem Val d'Intelvi in der Abtei Kremsmünster (A) gewesen.

Giovanni Battista Barberini, Kreuzigungsaltar in der Pfarrkirche von Castel San Pietro (CH), 1689-1690)

Giovanni Battista Barberini, Kreuzigungsaltar in der Pfarrkirche von Castel San Pietro (CH), 1689-1690

Jedenfalls kannten sie sich, denn Magni bürgte für die Bezahlung dieser Figurengruppe, die Barberini 1689 für die Pfarrkirche in Castel San Pietro schuf, wohin Magni nach seiner Heirat mit Ursula Salterio gezogen war. Eine andere Möglichkeit wäre der erste Barockarchitekt im Fürstbistum Würzburg, Antonio Petrini (1631-1701), der nach neueren Erkenntnissen aus Magnis Nachbardorf Caneggio im Muggiotal stammte. Nach Petrinis Tod 1701 in Würzburg übernahm sein engster Mitarbeiter, Giovanni de Rubeis (1638- ), ebenfalls aus Caneggio, die Fertigstellung der angefangenen Bauten. Dessen Taufpate war übrigens Giovan Pietro Magni gewesen, der Vater unseres Stuckateurs!

Gemäß Rudolf Kuhn ist Magni 1686 erstmals in Deutschland nachweisbar, als er den großen Saal des Schlosses Elisabethenburg in Meiningen dekorierte. Die Stadt liegt im Dreiländereck Thüringen-Hessen-Bayern und wurde 1680 Residenzstadt des neu gegründeten Herzogtums Sachsen- Meiningen. Mit dem Bau des Schlosses wurde 1682 begonnen.

Schloß Elisabethenburg in Meiningen, Südthüringen (D)

Schloß Elisabethenburg in Meiningen, Südthüringen (D). Der Rundbau im Vordergrund ist heute Sitz der Stadtverwaltung

Da Meiningen in jener Zeit zum Bistum Würzburg gehörte, wo der erwähnte Antonio Petrini als führender Architekt tätig war, liegt es nahe, dass er diesen ersten Auftrag für Magni vermittelte.

Giovan Pietro Magni, Stuckaturen im Hessensaal des Schlosses Elisabethenburg in Meiningen (D). Er dient heute als Café.)

Giovan Pietro Magni, Stuckaturen im Hessensaal des Schlosses Elisabethenburg in Meiningen (D). Er dient heute als Café.

Anschließend, ca. 1688, begab sich Magni nach Waldsassen, wo umfangreiche Bauten im Zisterzienserkloster im Gange waren und ein großer Bedarf an qualifizierten Künstlern bestand. Wahrscheinlich waren es die Brüder Giulio und Giovanni Battista Brenni aus dem Nachbardorf Salorino, die ihn zur Mitarbeit einluden.

Stiftskirche der Abtei Waldsassen (D) mit Stuckaturen von Brenni, Magni, u.a.,1685-1689

Stiftskirche der Abtei Waldsassen (D) mit Stuckaturen von Brenni, Magni, u.a.,1685-1689

Offenbar waren die Zisterzienser mit der Arbeit dieses Teams zufrieden, denn sie holten es 1694 an ihre Abtei in Ebrach (Bistum Bamberg), um die Räume des Klostergebäudes auszuschmücken. Dass sie auch privat Freunde waren, beweist die Tatsache, dass bei der Taufe von zwei Töchtern Magnis, die 1695 und 1697 in Castel San Pietro geboren wurden, die Frau des Giovanni Battista Brenni bzw. die Frau des Prospero Brenni Pate standen.

Karte der Arbeitsorte, wo Giovanni Pietro Magni tätig war

Karte der Arbeitsorte Magnis

Die nächste Station Magnis war Bamberg, wo er zwischen 1697 und 1699 im von Leonhard Dientzenhofer neu erbauten Kloster Michelsberg und an Altären in der Martinskirche arbeitete.

Magnis Hauptwerk: der Kiliansdom in Würzburg
1699 berief ihn Fürstbischof Johann Philipp von Greiffenclau, der soeben sein Amt angetreten hatte (reg. 1699-1719) an seine Residenz in der Festung Marienberg in Würzburg, um einige Räume zu dekorieren. In dieser Zeit legte Magni mehrere Pläne für die innere Neugestaltung des Kiliansdoms vor, der viertgrößten romanischen Kirche in Deutschland, die gemäß Greiffenclau ein gar grau und unansehnlich Gebäude sey.

Im Protokoll des Domkapitels vom 1. Februar 1701 heißt es, Magni erhalte den Auftrag ... umbweilen die allhiesige (stuccatore) gar nichts nutz gearbeitet und davon haben abgewiesen werden müssen. Und dass der Stukkator eine Zeichnung gemacht habe
... wie der Dom hier und dar mit schöner stuccator Arbeith, absonderlich mit Figuren in lebensgröß ausgebessert und also geziert undt ausstaffiert werden könnte, daß solcher vor andere Kirchen im Römischen Reich passieren würdte. (zit. aus C. Nicht, S. 216).

Als Hofstuckateur musste sich Magni nicht an die Zunftregeln halten und konnte so viele Mitarbeiter und Gesellen einstellen, wie er brauchte. Gemäß Robert Kuhn holte er sich eine ganze Reihe von Tessinern: Prospero Brenni, Domenico Catenazzi, Giovanni Battista Clerici, Antonio und Luigi Bossi, Carlo und Giovanni Pietro Castelli, Carlo Moresco und Giovanni Francesco Morsegno. Fünf Jahre dauerte es, um alle Wände mit Stuckaturen zu überziehen und Dutzende von Statuen zu schaffen. Diese alte Aufnahme - vor dem Einsturz 1946 - gibt einen Eindruck von der Vielfalt der Reliefs, Figuren und ornamentalen Dekorationen.

Giovan Pietro Magni und Mitarbeiter, Stuckaturen im Kiliansdom, Würzburg

Giovan Pietro Magni und Mitarbeiter, Stuckaturen im Kiliansdom, Würzburg.
Aufnahme vor 1945

Zum Abschluss der Arbeiten erhielten Magni und seine Mitarbeiter am 24. Januar 1706: 12.286 Reichstaler, 69 Malter Korn und 7 Fuder, sowie 10 Eimer Wein.

In der Nacht zum 20. Februar 1946 stürzte das Dach des Hauptschiffes und des nördlichen Seitenschiffes des Domes ein, der bereits am 16. März 1945 bei einem Bombenangriff schwer beschädigt worden war.

Der zerbombte Kiliansdom in Würzburg, Aufnahme vor 1946

Aufnahme von 1946

Der mühevolle Wiederaufbau dauerte bis 1967. Von Magnis Hauptwerk sind noch der Chor, die Vierung, die beiden Querarme, sowie das südliche Seitenschiff des Langhauses erhalten. Sie wurden restauriert und in den jetzt modernen Raum eingefügt.

Der Kiliansdom in Würzburg nach dem Wiederaufbau, Aufnahme 2009

Chor des Kiliansdoms in Würzburg mit Stuckaturen von Giovan Pietro Magni, Aufnahme von 2009

Auf obiger und der vorhergehenden Aufnahme sieht man, dass die Farbgebung ursprünglich nuanciert war, um eine plastischere Wirkung zu erzielen.

Anlässlich der Restaurierung von 2011-2012 wurden nun alle Stuckaturen einheitlich weiß gestrichen. Hier als Beispiel das Denkmal für den Domdekan Georg Heinrich von Stadion im rechten Querhaus.

Giovanni Pietro Magni, Epitaph für den Domdekan Georg Heinrich von Stadio

Giovan Pietro Magni, Epitaph für den Domdekan Georg Heinrich von Stadion, Kiliansdom Würzburg, ca. 1704
Aufnahme: Birgit Wörz, Institut für Kunstgeschichte der Universität Würzburg, Ende 2013

Das Portrait des 1716 verstorbenen Domdekans, der die barocke Ausstattung der Kirche geleitet hatte, wurde beim Wiederaufbau des Würzburger Domes anhand alter Fotografien rekonstruiert.

Weitere Arbeiten Magnis in Würzburg und Bamberg
Parallel zum Kiliansdom fertigten Magni und seine Mitarbeiter in den Jahren 1701-1703 den Stuck im sogenannten Petrini-Schlößchen. Für die Summe von 2.236 fl. (Reichstaler) dekorierten sie zwei Säle, 19 Zimmer, 4 Kamine, 8 Portale, 30 Fenster und die Kapelle. Leider wurde das Schlößchen 1720 abgerissen, um der neuen Residenz Platz zu machen.

1707-1708 folgte ein neuer Auftrag: die Ausschmückung der sogenannten Fürstenzimmer im Juliusspital, dem ersten modernen Krankenhaus in Deutschland, dessen Pläne ebenfalls vom oben erwähnten Baumeister Antonio Petrini stammten.

Das Juliusspital in Würzburg (D) um 1700

Das Juliusspital in Würzburg (D) um 1700

Auch im Gartenpavillon des Spitals, 1705 als repräsentativer Raum für Festlichkeiten erbaut, war das Magni-Team am Werk.

Gartenpavillon des Juliusspitals in Würzburg

Gartenpavillon des Juliusspitals in Würzburg

Während die Stuckaturen in den Fürstenzimmern des Spitals im Jahre 1745 einem Brand zum Opfer fielen, ist im Pavillon noch die Stuckdecke im großen Saal mit Darstellungen der vier Jahreszeiten und den Wappen der Fürstbischöfe erhalten.

Anschließend war Magni im Raum Würzburg - Bayreuth - Bamberg beschäftigt, jedoch ist dieser Teil seiner Karriere noch nicht gut erforscht. Als Arbeitsorte werden in der Literatur genannt: Kitzingen (Schloss, 1945 zerstört; Stadtkirche - nur die Stuckdecke ist noch erhalten); Volkach bei Würzburg (Schloss Gaibach); Schloß Himmelkron in Lanzendorf, Kreis Kulmbach; Schloss Thurnau in Foracheim, Kreis Kulmbach (Stuckdecke von 1710); Creussen (Kirche St. Jakobus); Neustadt am Kulm.

Es mag sein, dass Magni nach dem Tod seines Auftraggebers von Greiffenclau im Jahre 1719 in die Heimat zurückkehrte. Dort fertigte er die Pläne für die Kirche San Giovanni Battista, die 1722-23 gebaut wurde. Die Stuckaturen im Hauptschiff entstanden in den darauf folgenden Jahren.

Kirche San Giovanni Battista in Mendrisio (CH). Gemälde Taufe Christi in Stuckrahmen, 1723-1729

Kirche San Giovanni Battista in Mendrisio (CH). Gemälde Taufe Christi in Stuckrahmen, 1723-1729

Als ausführende Künstler sind dokumentiert: Giovanni Giulio Brenni aus Salorino, Antonio Catenazzi aus Mendrisio, Carlo Moresco aus Somazzo, Francesco Spinedi aus Salorino, Pietro Antonio Bernasconi aus Balerna. Und siehe da: einige dieser Namen sind uns schon als Mitarbeiter Magnis in Deutschland begegnet! Kein Wunder also, dass sie alle in ähnlichem Stil arbeiteten. Hier zum Vergleich ein Kaminaufsatz in Magnis Haus in Castel San Pietro, heute Casa Cassina.

Kaminaufsatz in Magnis Haus in Castel San Pietro, Aufnahme Okt. 2012

Kaminaufsatz in Magnis Haus in Castel San Pietro

Wie in der Biographie von Baldassare Fontana erwähnt, bedeuten Putten zusammen mit den Attributen der Göttin Minerva (rechts und links unten), dass in diesem Haus junge Leute eine künstlerische Berufsausbildung machen konnten.

Familienleben
Mit seiner Frau Ursula, der Tochter des in Genua tätigen Architekten Carlo Salterio aus Castel San Pietro, hatte Giovan Pietro einen Sohn, Carlo Antonio, und drei Töchter. Taufpatin für Angelica war 1695 Felicita Brenni, und für Candida 1697 Blanca Brenni, die Ehefrauen von Magnis Mitarbeitern in Deutschland. Ursula starb am 21. Februar 1706.

Die Wintermonate von November bis März verbrachte Giovan Pietro Magni jeweils bei seiner Familie in Castel San Pietro, denn in Deutschland war es zu kalt und feucht, nicht nur zum Arbeiten in ungeheizten Räumen, sondern auch weil der Stuck nicht richtig trocknen konnte. Im Dorfarchiv wird 1707 erwähnt, dass er 125 L.(ire) für den Entwurf eines Beinhauses erhielt. Es sah wohl so ähnlich aus wie das noch bestehende Ossario im Zentrum von Balerna, und stand auf dem Platz vor der Pfarrkirche in Castel San Pietro. 1857 musste es dem Bau der Volksschule weichen.

Auch in der Laienbruderschaft Confraternita del SS. Sacramento spielte er eine Rolle. 1694 wurde er stellvertretender Vorsteher (Sottopriore) und 1706-1712 war er Prior. Dieses Amt übernahm 1725 auch sein Sohn Carlo Antonio.

1714 wurde Magni plebano von Mendrisio, d.h. Mitglied der Kirchgemeinde. In jener Zeit fertigte er auch die Pläne für die Kirche San Giovanni in Mendrisio, deren Bau 1722-1723 er gerade noch erleben konnte. Sein Tod muss 1722-1724 erfolgt sein, denn bei der Hochzeit seiner Tochter Angelica am 11. Februar 1722 lebte er noch, während er in einem undatierten Archivdokument von 1724 als verstorben erwähnt wird. Jedoch ist in den Kirchenbüchern kein Eintrag zu finden.

Giovan Pietro scheint ein sehr liebenswürdiger und verständnisvoller Mensch gewesen zu sein. In einem Brief aus Bamberg schreibt Giovanni Battista Clerici an seine Familie in Meride am 17. Mai 1699: Ho trovato lavoro apresso del sig.r Gio:Pietro Magni di Castello, essendo venuto lui in persona a piliarme con un cavalo e spero di farmi virtuoso e di far bon acordo. Ich habe bei Herrn Gio:Pietro Magni aus Castello Arbeit gefunden; er kam persönlich mit einem Pferd, um mich abzuholen; ich hoffe, mich hier nützlich zu machen und gut mit ihm auszukommen.

Und am 14. Juli 1699 schreibt er aus Würzburg: Dopo gran disaventura è venuto gran fortuna, che ho trovato di lavorare con il sig.r Gio:Pietro Magno di Castelo, che à aquistato di lavorare a Virzpurg per un Prencipe, cioè nel castelo, e lavoriamo alegramente. Abiamo cominciato il primo giugno a lavorare e credo che vi staremo longo tempo perchè vi è asai da fare. Io ho incontrato in un patrono così bono, così galante e virtuoso che mai al mondo poteva desiderare il miliore, con tanta bontà e alegro, alla fine non poso finire di dire tutto il bene della sua persona. Me trovo contentissimo di esser venuto con lui e spero che averò fortuna di servirlo longo tempo. In quanto alla spesa non potiamo star melio.
Nach großem Unglück kam großes Glück: ich fand Arbeit bei Herrn Gio:Pietro Magno aus Castello, der in Würzburg für einen Fürsten Aufträge erhielt, nämlich im Schloss, und wir haben Spaß am Arbeiten. Am 1. Juni haben wir angefangen und ich glaube, wir werden lange hier bleiben, denn es gibt genug zu tun. Ich habe in ihm einen so gütigen, galanten und tüchtigen Vorgesetzten gefunden, wie ich mir nie im Leben einen besseren hätte wünschen können. Er ist so liebenswürdig und fröhlich, dass ich nur das Beste über ihn sagen kann. Ich bin sehr zufrieden, dass ich zu ihm gekommen bin, und hoffe das zu bleiben. Was den Lohn anbetrifft, könnte es uns nicht besser gehen.

Literatur

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© U. Stevens 2012 / 2015

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