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Baldassare Maggi
Architekt |
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geb. vor 1550 |
Arogno (Vater: Stefano) °° I. Marta Petrucci aus Maroggia °° II. Catarina Cometta (Vater: Giovanni) |
gest. 27.03.1629 | Arogno |
Baldassare Maggi ist einer der bedeutendsten Baumeister in Böhmen und Mähren, dem heutigen Tschechien, das zu jener Zeit zum Habsburgischen Reich gehörte. Das Königreich Böhmen mit der Hauptstadt Prag wurde praktisch von Wien aus regiert, wo bereits zahlreiche Tessiner und lombardische Architekten und Künstler tätig waren.
Erstmals wird Maggi 1575 erwähnt, als er zusammen mit dem Architekten Antonio Rizzi, dessen Nachfolger er später wurde, das Schloß in Český Krumlov (dt. Krumau) entwarf. Auftraggeber war die Adelsfamilie Rosenberg, die im 16. Jahrhundert ausgedehnte Ländereien und zahlreiche Burgen und Schlösser besaß und viel zur Entwicklung Böhmens beitrug. Allerdings übertrieben einige Familienmitglieder ihre Sucht nach repräsentativen Bauten, sodass um 1600 Peter Wok von Rosenberg fast zwei Drittel des Besitzes zur Begleichung von Schulden verkaufen musste und das Adelsgeschlecht 1611 mit ihm ausstarb.
Schloß Krumau ist eine ausgedehnte Anlage, die zweitgrößte in Tschechien nach der Prager Burg: sie umfaßt vierzig Gebäude, fünf Höfe und den Schloßgarten.
Das ganze Areal wurde 1989 zum nationalen Kulturdenkmal und 1992 zum UNESCO Weltkulturerbe erklärt. Die Räume aus der Renaissance- und Barockzeit mit Kunstgegenständen aus fünf Jahrhunderten blieben erhalten, ebenso das große Barocktheater und die Kapelle mit Rokokostuckaturen.
Offenbar war die Familie Rosenberg mit Maggis Arbeit zufrieden, denn sie vertraute ihm weitere Bauten an:
Das alte Schloß Kratochvile (dt. Kurzweil), nahe der Stadt Netolice, wurde 1583-1589 in ein Renaissance-Schloß umgewandelt. Die Deckengemälde in den Gesellschaftsräumen, mit Motiven aus der römischen Geschichte, schuf Antonio Melana aus Melano.
Auch die Burg in Bechyně (dt. Bechin) in Südböhmen ließ Peter Wok von Rosenberg von Baldassare Maggi in ein Renaissance-Schloß umgestalten.
Es folgte der Umbau der unteren Burg Rosenberg bei Český Krumlov, ebenfalls in ein Renaissance-Schloß, für einen Neffen des Peter Wok von Rosenberg.
Für eine andere Adelsfamilie, von Neuhaus, baute Maggi das repräsentative Schloß Jindřichův Hradec (dt. Heinrichsburg) in der gleichnamigen Stadt. Die Herren von Neuhaus gehörten zu den reichsten Familien des böhmischen Königreichs. Im 16. Jahrhundert bauten sie, wie die Familie Rosenberg, ihre Wohnsitze im Stil der Renaissance um, darunter auch ihr Prager Palais und das nachfolgend erwähnte Schloß Telc.
Besondere Anziehungspunkte sind die Arkaden zwischen den Gebäuden und das 1596 vollendete Rondell, das mit seinem prunkvollen Gewölbe zu den Hauptwerken der böhmischen Renaissance zählt.
Ebenfalls für die Familie Neuhaus entwarf Maggi den Umbau der Burgruine Telc (dt. Teltsch) in der gleichnamigen Stadt in Mähren, dem östlichen Teil des heutigen Tschechien. Es entstand eine Perle der Renaissancearchitektur mit gut erhaltenen Innenräumen.
Zu den Mitarbeitern Baldassares gehören seine beiden Schwager Antonio und Domenico Cometta aus Arogno, der Maler Antonio Melana aus Melano und der Stuckateur Giovanni Maria Falconi aus Rovio.
Aus lokalen Aufzeichnungen geht hervor, daß Maggi oft nach Arogno zurückkehrte. Seine erste Frau, Marta Petrucci, stammte aus Maroggia. Sie hatten ca. 1577 eine Tochter, Maddalena. 1592 wurde von seiner zweiten Frau, Catarina Cometta, ein Sohn Stefano geboren, der jedoch mit fünf Jahren starb.
Vielleicht ist es kein Zufall, daß bald darauf ein Giovanni Pietro Petrucci aus Maroggia hohe kirchliche Ämter in Böhmen bekleidete, u.a. war er Prälat in den Städten Brünn und Kremsier und 1658-1672 Dekan des Domkapitels von Olmütz, der fünftgrößten Stadt Tschechiens. Gemäß dem Armoriale ticinese lebte er seit 1634 in Wien und war einer der (vielen) Berater des Kaisers Ferdinand II. (reg. 1619-1637). Noch wichtiger war vielleicht Petruccis Einfluß als Berater des Erzherzogs Leopold (1614-1662), des jüngeren Sohns von Kaiser Ferdinand II, der für eine kirchliche und militärische Karriere erzogen wurde, sich aber besonders für Kunst interessierte. Mehr als für seine Anhäufung kirchlicher Ämter - er war u.a. Bischof von Olmütz, Passau, Breslau und Straßburg - bleibt Leopold für seine Kunstsammlung berühmt, besonders venezianischer Malerei, die er als Statthalter der spanischen Niederlande zusammentrug und die größtenteils noch heute im Kunsthistorischen Museum in Wien zu sehen ist.
Literatur
- Krčálová, J., Renesanční stavby Baldasara Maggiho v Čechách a na Moravě, Prag, Academia, 1986. Erschienen auf italienisch:
- Krcalova, J., Opere rinascimentali di Baldassare Maggi nei paesi Cechi, Ed. Armando Dadò, Locarno 1994
Links
- Schloss Český Krumlov (CZ)
- Schloss Kratochvíle (CZ)
- Schloss Bechyně (CZ)
- Burg Rožmberk (CZ)
- Schloss Jindřichův Hradec (CZ)
- Schloss Telč (CZ)
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